Wenn der Pfarrer Badehose trägt

Die WZ besuchte den Taufgottesdienst im Freibad Sprockhövel. Dabei wurde die Tribüne am Rande des Beckens kurzum zur Kirchenbank.

Foto: Gerhard Bartsch

Niedersprockhövel. Wenn der Altar unter dem Zehn-Meter-Sprungbrett steht, der Pfarrer außer seiner schwarzen Soutane nur Sandalen und eine Badehose trägt und sich die Eltern vor der eigentlichen Zeremonie die Hosenbeine bis zu den Knien hochkrempeln müssen — dann handelt es sich schon um einen ganz besonderen Gottesdienst.

Am Sonntagvormittag wurde im Freibad ein solcher zelebriert. Statt auf den Kirchenbänken saßen die Gottesdienstbesucher auf der Zuschauertribüne neben dem Schwimmbecken und Arne Stolorz, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel, knüpfte seine Predigt an das kurze amüsante Rollenspiel der Theatergruppe „Schnick-Schnack“ an. „Ich habe den Dialog selbst geschrieben. Es geht darin um das Thema Buße“, erklärt der Pfarrer, der sich auch den Jugendchor zu seinem Gottesdienst dazu geholt hatte. Pünktlich zur Taufzeremonie am Mittag setzte ein leichter Regen ein, was Stolorz mit den Worten: „Jetzt fängt schon einer von oben an zu taufen“ humorvoll kommentierte.

Vom Schwimmbecken aus wanderten die Gottesdienstbesucher über die Brücke zum Babybecken. Die jüngsten Besucher setzten sich auf die hölzerne Lok, um nichts zu verpassen, was im kleinen Becken passiert. „Das scheint kalt zu sein“, zeigte sich ein kleines Mädchen skeptisch. Der Pfarrer stand allerdings schon im Wasser. „Rein mit Euch“, hieß es dann und der älteste Täufling, die achtjährige Leona, ihre Eltern und Paten taten es dem Pfarrer nach und stiegen zu ihr ins Becken. „Willst du dich taufen lassen“, fragte der Pfarrer das Mädchen, worauf Leona, die ein duftiges rotes Kleid trug und ihre Haare mit Blumen geschmückt hatte, mit einem deutlichen: „Ja, ich will“ antwortete. Nachdem auch die Eltern ihre Zustimmung gegeben hatten, kniete sie sich ins Wasser, der Pfarrer taucht ihren Kopf dreimal kurz ins Wasser und segnet sie. Dann zündet er die große Taufkerze an und fordert die Gottesdienstbesucher vom dicht umringten Planschbecken aus auf: „Jetzt dürfen alle mal klatschen.“

Und während die nächsten Täuflinge mit Eltern, Geschwistern und Paten ins Wasser stiegen — Marleen, die Jüngste ist erst vor sechs Wochen am Muttertag auf die Welt gekommen — ploppte unter dem Baum neben der Holzlok schon die erste Sektflasche auf und die Familie stieß fröhlich miteinander an.

Nach der Taufzeremonie ging es wieder zurück auf die Steintreppen neben dem Schwimmerbecken und der Gottesdienst wurde mit dem schönen Tauflied „Vergiss es nie“, in dem es unter anderem heißt: „Niemand sonst denkt, fühlt und handelt so wie du und niemand lächelt so, wie du‘s gerade tust“, weitergeführt.

Die Sonne kam wieder zum Vorschein, als Pfarrer Stolorz an die kleine Tradition erinnerte, die der Freibad-Taufe folgt: „Badesachen anziehen, rauf auf den Fünfer und ab ins Wasser.“

Er entledigte sich seiner Soutane und stand als erster auf dem Sprungbrett. Etliche Kinder folgten ihm, Mütter, Väter und Paten ebenfalls. „Mama, los“ rief ein Mädchen ihrer Mutter zu. Aber das Brett war wohl doch höher als gedacht. Nach kurzem Zögern blieb der Badeanzug schließlich trocken.

„Jetzt lädt uns der Förderverein noch zu Grill-Würstchen und Getränken ein“, hieß es am Ende des eindrucksvollen Tauf-Gottesdienstes.