Weiberfastnacht Straßenkarneval beginnt unter starkem Polizeischutz

Köln/Düsseldorf · Nach den Anschlägen der vergangenen Monate ist der Beginn des Straßenkarnevals in diesem Jahr auch mit mulmigen Gefühlen verbunden. Die Polizei hat extra starke Kräfte mobilisiert.

Der Straßenkarneval steht dieses Jahr unter erhöhtem Polizeischutz (Archivbild).

Foto: Henning Kaiser/dpa

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen beginnt diesen Donnerstag der Straßenkarneval. An Weiberfastnacht oder Altweiber - dem Donnerstag vor Rosenmontag - stürmen vielerorts Frauen die Rathäuser und übernehmen symbolisch das Regiment. Vor allem in Köln zieht der Karnevalsauftakt traditionell viele 10.000 Feiernde von auswärts an.

BKA sieht keine konkrete Gefährdung, nur Propaganda

Nach den Anschlägen in München und an anderen Orten könnte dem einen oder anderen dabei aber auch etwas mulmig zumute sein. In sozialen Netzwerken haben Islamisten zu Anschlägen unter anderem im Kölner Karneval aufgerufen. Das Bundeskriminalamt (BKA) stuft dies jedoch als „Propagandaveröffentlichungen“ ein und sieht derzeit keine konkrete Gefährdung.

Die Kölner Polizei hält die Sicherheitslage für „angespannter als in den Vorjahren“. Sie will deshalb in der Spitze rund 1.500 Beamte mehr aufbieten als an normalen Tagen. Das Ordnungsamt ist mit mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz, dazu kommen rund 1.200 Beschäftigte einer privaten Sicherheitsfirma. Die Polizei will auch sogenannte Überfahrsperren zum Schutz gegen Angriffe mit Autos aufstellen. Zudem sind Messer-Kontrollen angekündigt. Ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei sagte, auch dort werde man im Vergleich zu den Vorjahren mit verstärkten Kräften auf der Straße sein. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) sind an Weiberfastnacht in ganz NRW 9900 Polizisten im Einsatz, 2500 mehr als an einem regulären Donnerstag. „Gehen Sie raus, feiern Sie Karneval und genießen Sie die jecken Tage“, sagte Reul der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

Ein abstraktes Risiko gibt es bei Großveranstaltungen immer

In verschiedenen Städten war es in den vergangenen Monaten zu tödlichen Gewalttaten gekommen, etwa in Magdeburg und München. Täter fuhren dort Menschen mit Autos an, es gab Tote und Verletzte. Michael Kramp, Vorstandsmitglied im Festkomitee Kölner Karneval, sagte zum Risiko für Karnevalsveranstaltungen, eine abstrakte Gefahr gebe es immer. Man arbeite aber intensiv mit der Polizei und anderen Behörden zusammen und beobachte die Sicherheitslage sehr genau. „Das sind die Profis, die tatsächliche Gefahren beurteilen können und uns sofort informieren würden, wenn es konkrete Anlässe gäbe, Veranstaltungen abzusagen“, sagte Kramp.

Die Weiberfastnacht stammt aus dem Mittelalter. Die fest zementierten Geschlechterrollen der damaligen Gesellschaften gerieten an Karneval für einige Tage ins Wanken. Ehefrauen verweigerten ihren Männern in der „verkehrten Welt“ des Karnevals für kurze Zeit den Gehorsam. Der Brauch, Männern die Krawatten abzuschneiden, ist dagegen noch nicht so alt: Er kam erst nach 1945 auf. In letzter Zeit ist er auf dem Rückzug - wohl auch, weil weniger Krawatten getragen werden.

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(dpa)