Ludwigshafener Krimi „Der böse König“ Tatort-Vorschau: Psychogramm eines Narzissten
Köln · Der Tatort an diesem Sonntag beginnt gewöhnlich, nimmt dann aber eine überraschende Wendung und verspricht eine spannende Konfrontation mit einer narzisstisch gestörten Persönlichkeit.
Wer träumt nicht manchmal davon, ein strahlender Held zu sein? Dafür gibt es offenbar das anschauliche Fachwort „Grandiositätsverlangen“, sofern man dem aktuellen Ludwigshafener „Tatort“ glauben darf. Die Realität ist dann leider meist weniger grandios, was die allermeisten Menschen aber einigermaßen verkraften. Die Titelfigur in „Der böse König“, wie die SWR-Folge mit Ulrike Folkerts und Lisa Bitter heißt, kann das auf zunehmend beängstigende Weise überhaupt nicht. Der vom erfahrenen Drehbuch-Autor und Regisseur Martin Eigler geschriebene und inszenierte Film schmeckt anfangs nach gewöhnlicher Krimi-Kost, entwickelt sich aber nach und nach zu einer enorm spannenden Konfrontation mit einer narzisstisch gestörten Persönlichkeit. Wer beim „bösen König“ an einen ehemaligen Präsidenten denkt, liegt nicht ganz falsch, aber mit Politik hat der 74. Fall mit Kommissarin Lena Odenthal ganz und gar nichts zu tun.
Der Pächter eines Kiosks in der sommerlichen Betonwüste Ludwigshafens wurde mit seinem eigenen Baseballschläger getötet. Außerdem wurden 73 Cent gewaltsam in die Luftröhre des Opfers eingeführt. Als eine Frau die Leiche hinter der Verkaufstheke entdeckt, befinden sich noch zwei weitere Personen im Laden. Peter Neubauer (Bernhard Conrad) durchstöbert in aller Ruhe das Wein-Regal und reagiert auch auf den Aufschrei der Frau mit seltsamer Verzögerung. Anton Maler (Christopher Schärf) dagegen kontrolliert immerhin den Puls beim blutüberströmten Sandro Esposito (Christoph Gaugler). Esposito hatte den schlecht laufenden Kiosk bei Murat Korkmaz (Özgür Karadeniz) gepachtet und die dürftigen Einnahmen mit dem Verkauf synthetischer Drogen aufgebessert. Außerdem scheint Korkmaz mit dem wunderlichen Kiosk-Kunden Neubauer liiert zu sein. Die heißeste Spur führt allerdings zu Jannik Berg (Pit Bukowski), der noch am selben Abend mit einem Baseballschläger in seiner Kneipe gesehen wird. Als ihn Kommissarin Odenthal und Kollegin Stern ausfindig machen, reagiert er ausgesprochen aggressiv.
Johanna Stern setzt
auf moderne Methoden
Lisa Bitter steht hier mal etwas stärker im Vordergrund als Ulrike Folkerts. Zur ersten Befragung bittet sie Maler vor eine Videokamera, wegen der „Mikroexpressionen“ in den Gesichtszügen, die angeblich verraten, wenn der Verdächtige lügt. Stern ist wieder die junge Kommissarin, die auf moderne Methoden setzt. Auch ihr privater Hintergrund wird nach und nach mit mehr Details angereichert – passend zum Fall.
Die Rolle des Narzissten wurde mit dem Österreicher Christopher Schärf besetzt, einem Typen mit feinen Gesichtszügen, dunklen Augen und einer eigenwilligen Bart-Kombination. Im SWR-„Tatort“ kann Schärf sein Talent für durchgeknallte Typen so richtig ausspielen. Autor und Regisseur Eigler zieht an den sonnenhellen Tagen und in den düsteren Nächten gekonnt die Schraube immer weiter an. Es mag nicht schwer zu durchschauen sein, worauf die Sache hinausläuft, aber so groß wie in „Der böse König“ ist der Gänsehautfaktor in Ludwigshafen eher selten.
„Tatort – Der böse König“;
ARD, 11. April, 20.15 Uhr