Begrabt mein Herz in Wuppertal Spendet Uwe Becker 50 Euro für die Buga-Hängebrücke in Wuppertal?

Wuppertal · Satiriker Uwe Becker schreibt in der Kolumne „Begrabt mein Herz in Wuppertal“ über seine Stadt. Jetzt macht ihn die Vorstellung nervös, dass eine Heimatministerin Alice Weidel mit Blumenkranz im Haar die Buga eröffnen könnte.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Jetzt haben sich einige Kritikerinnen und Kritiker der Bundesgartenschau schwer gewundert, hat doch ein Wuppertaler Unternehmer, der anonym bleiben möchte, eine Million Euro für die Blumenshow gespendet. Natürlich geht heutzutage fast nix mehr ohne privates Engagement mit reichlich finanzieller Unterstützung. Ich freue mich jedenfalls über die Großspende und überlege, ob ich nicht direkt nachlegen und auch etwas zuschießen sollte, natürlich ebenfalls anonym, da ich so etwas für selbstverständlich halte, wenn man es sich leisten kann. Mir muss niemand die Hände küssen, wenn ich mich für das Gemeinwohl selbstlos einbringe.

Wenn all die schönen Landschaftsgärten zur Bundesgartenschau fertiggestellt sind - meine kleine Kakteensammlung auf meiner Fensterbank zähle ich gerne dazu - wird sich manch einer fragen, da bin ich mir sehr sicher, warum war ich bloß dagegen. Alles wird irre schön bunt und die Natur nachhaltig gestärkt aus dieser für Wuppertal historischen Veranstaltung hervorgehen, das dürfen Sie mir gerne glauben. Unsere ganze Stadt wird wie ein Schmuckkästchen funkeln, bewundert in nah und fern. Morgen treffe ich mich, ich hoffe, ich verrate jetzt nicht zu viel, mit meiner Finanzberaterin der Stadtsparkasse Wuppertal, um letzte Details zu besprechen. Im Grunde ist alles in trockenen Tüchern, wie man so schön sagt. Ich hatte übrigens an 50 Euro gedacht. Lachen Sie bitte nicht, okay, das ist nicht wahnsinnig viel, aber man weiß ja nie, was gerade wieder so vom Konto abgebucht wurde, und ob es noch für eine Spende reicht.

Mein Energieversorger, die Wuppertaler Stadtwerke, bucht für Strom zwar erst in 14 Tagen ab, aber der Vermieter gerne schon am 31. des Vormonats. Und sicherlich gibt es auch noch viele andere zum Teil erzwungene, lästige und überteuerte monatliche Abbuchungen, wie die von der Deutschen Telekom und anderen gierigen profitorientierten Unternehmen, die ich hier im einzelnen und allesamt ungern aufzählen möchte, weil mich das sehr zornig machen könnte. Aber auch für wohltätige, soziale Zwecke, wie Kindertal, WSV, HSV oder Sky, gebe ich gerne im vierwöchigen Rhythmus einen kleinen oder größeren Betrag aus. Aber wie gesagt, nach Rücksprache mit der Sparkasse, und einem kurzen Anruf bei meiner Steuerberaterin - die ich an dieser Stelle einmal gerne grüßen möchte, so fern sie meine Kolumne liest - hoffe ich, dass meine finanziellen Möglichkeiten zurzeit ausreichen, um dieses wundervolle bunte Spektakel zu unterstützen.
Jedenfalls werde ich im Laufe der kommenden Woche mit dem Vorsitzenden des Buga-Fördervereins Holger Bramsiepe und dem Geschäftsführer und ehemaligen Chef der Wuppertaler Sparkasse, Günther Wölfges, ein Treffen vereinbaren, bei dem wir über den gezielten Einsatz meiner Spende sprechen werden. Mir schwebt vor, dass die von mir zur Verfügung gestellte Summe ausschließlich zum Bau der großen Hängebrücke verwendet wird, das wäre für mich eine Bedingung, das möchte ich hier vorausschicken. Ich möchte, das ist halt ein kleiner Traum von mir, bei der Eröffnung der Brücke eine kleine Rede halten, in der ich mich stolz zeige, dass ich mit meinem Beitrag zur Fertigstellung dieser touristischen Attraktion beitragen konnte. Selbstverständlich würde ich niemals selbst darüber gehen, da ich nicht schwindelfrei bin und auch nicht beabsichtige es in naher Zukunft zu werden.

Mein Sohn ist Schornsteinfeger, das ist für mich aufregend genug. Aber, mit aller Vorsicht, wie der Teufel es will, bin ich am Ende gar nicht solvent genug, um die Transaktion vorzunehmen. Alles wird teurer, und es könnte sein, dass ich kurz bevor ich die Spende überweisen will, Rewe meinen letzen Einkauf (Bio-Huhn, Knoblauch, Ingwer, Marmelade, Eier) abbucht, Aber, wer weiß, kommen doch bald wieder bessere Zeiten.

Wenn der Mini-Trump, Friedrich Merz, sein Zepter schwingt, dann gucken wir nicht mehr nach links oder rechts, dann geht es nur noch mit hoher Geschwindigkeit geradeaus - voll vor die Brandmauer und hindurch. Aber, bleiben wir voller Hoffnung und positiv: ohne die SPD wird Merz’ CDU noch nicht regieren können, und mit der AfD darf er wahrscheinlich erst bei der übernächsten Bundestagswahl. Wen das kurzfristig beruhigt, gern geschehen. Die Vorstellung, eine Heimatministerin Weidel mit Blumenkranz im Haar eröffnet in Wuppertal die Bundesgartenschau 2033…äh, 2031, macht mich gerade etwas nervös und zwingt mich, die Entscheidung für eine Zusage zur Spende nochmal kritisch zu hinterfragen.