Wir waren ein paar Tage in München. Anlass der Reise war die Aufführung des Musiktheaters „Der Mondbär“ der Bayerischen Staatsoper nach einem Bilderbuch von Rolf Fänger und meiner Frau Ulrike Möltgen. Leider fiel die Veranstaltung Corona zum Opfer. Ich hasse Impfgegner inzwischen mehr als das Virus. Glücklicherweise hatte Ulrike zusätzlich in Freising eine große, wunderschöne Ausstellung ihrer Bilder und Illustrationen. Freising liegt gut 30 Kilometer neben oder drüber oder unter München. Die Landkarte habe ich leider nicht mehr im Kopf. Wir hatten in der Landeshauptstadt ein wunderschönes altes Hotel und, ein Segen, ein Zimmer ohne Fernseher. Trotzdem schauten wir aber abends einen Film mit dem Smartphone, weil wir beide kränkelten. Für mich war es das erste Mal, dass ich einen ganzen Spielfilm auf so einem kleinen Bildschirm gesehen habe.
Im Zimmer roch es übrigens wie früher in Omas Wohnung. Der Geruch der alten Kommoden, schweren Übergardinen und antiken Polstermöbeln war sofort in meiner Nase präsent und ließ mich in schönen Erinnerungen schwelgen. Die hauseigene Gaststube des Hotels war auch eine Augenweide und sehr dekorativ. Statt zwei Nächte hätte ich dort gerne auch drei oder vier verbringen können, und das heißt bei mir was, wo ich am liebsten daheim bleibe. Aber mit meiner Frau zu verreisen ist auch ein großes Vergnügen, da sie immer sehr behutsam auf meine Reiseschwäche und mein starkes Heimweh eingeht. Wenn ich Symptome in dieser Hinsicht zeige, reden wir darüber und über das in weiter Ferne liegende Wuppertal, und meistens bin ich dann beruhigt.
Satire Eine Frau wie der Heilige Martin
Uwe Becker reiste für ein paar Tage nach München
19.11.2021
, 12:38 Uhr