Nun darf wieder nachgerechnet werden. Der fulminante Auftritt des Stadtrates gegenüber der Verwaltung im Zusammenhang mit der Bundesbahndirektion hat Folgen. Nun soll gewiss sein, dass die Anmietung des atemberaubenden Gebäudes als weiteres Rathaus für die Stadt sehr erschwinglich ist. Bis Dienstag haben die Mitglieder des Finanzausschusses Zeit, sich einen Überblick über das Vertragswerk zu verschaffen. Wer „nur“ im Stadtrat sitzt, dessen Frist läuft gar erst am 5. April ab. Dann hebt oder senkt das Gremium den Daumen und entscheidet darüber, ob 750 Bedienstete der Stadt sowie Studenten, Professoren und Mitarbeiter der Universität und Berater des Jobcenters künftig an ihrem Arbeitsplatz schöner wohnen können. Bis sie das entscheiden, sollten die Mandatsträger allerdings die 250 Seiten gelesen haben, welche die betreffende Beratungsvorlage umfasst. 250 Seiten – das ist im Grunde eine Unverfrorenheit gegenüber Ehrenamtlern, die Kommunalpolitik in ihrer Freizeit betreiben. Aber in diesem Fall ist es anders nicht möglich. Denn es geht um sehr, sehr viel Geld. Über den angepeilten Zeitraum von 30 Jahren bezahlt die Stadt deutlich mehr als 100 Millionen Euro an den Vermieter, die Wülfrather Clees-Gruppe. Da dürfen es schon ein paar Blicke mehr sein, ehe der Finger für das Ja in die Höhe geht. Und nach Lage der Dinge spricht nun vieles dafür, dass es soweit kommen wird. Allerdings sollte die Verwaltung noch offenlegen, wie es um die energetische Sanierung des Gebäudes steht, wer sie bezahlt und was das für die Nebenkosten der Miete bedeutet. Die angenommenen zwei Euro je Quadratmeter könnten etwas optimistisch kalkuliert sein angesichts perspektivisch hoher Preise für Strom, Öl und Gas.
Offen gesagt Schöner wohnen: Das dritte Wuppertaler Rathaus könnte sich bezahlt machen
Meinung | Wuppertal · Der fulminante Auftritt des Wuppertaler Stadtrates gegenüber der Verwaltung im Zusammenhang mit der Bundesbahndirektion hat Folgen. Ein Kommentar.
05.03.2022
, 13:37 Uhr