1. Chorkonzert Der Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal überrascht mit Gouvy

Wuppertal · Mit „Requiem aeternam“ setzte der Chor auf das Werk eines fast vergessenen Komponisten – die Rechnung ging auf .

Die Gesangssolisten fügten sich beim Konzert hervorragend in das Gesamtbild ein.

Foto: Matthi Rosenkranz

„Requiem aeternam“ war das 1. Chorkonzert mit dem „Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal“ überschrieben, das am Totensonntag im großen Saal der Historischen Stadthalle aufgeführt wurde. Und man kann es nicht anders ausdrücken: Es gab eine sensationelle Überraschung. Das „Requiem op. 70“ für Vier Solisten, Chor und Orchester von Louis Théodore Gouvy (1818-1898), ein einstündiges Oratorienwerk mit großem Chor (etwa 70 Mitglieder), großem Orchester und vier beeindruckenden Solisten (Veronika Seghers, Sopran, Sylvia Rena Ziegler, Mezzosopran, Uwe Stickert, Tenor, und Thomas Laske, Bariton) wurde wiederentdeckt und erfolgreich aufgeführt. Gouvy ist ein weitgehend unbekannter, man kann sagen, vergessener Komponist, im Saarland aufgewachsen zu einer Zeit, als das Gebiet mal preußisch, mal französisch war. Gouvy selber entstammte einer industriellen, aus Belgien zugewanderten Familie, die Stahl produzierte. Er entschied sich gegen den Willen seines Vaters, Musik zu studieren, was ihm aber in den wichtigen jungen Jahren nicht möglich war, weil er ohne französische Staatsbürgerschaft nicht in Paris studieren durfte. Er suchte sich zunächst in Paris Privatlehrer und begegnete dort auch Chopin und Berlioz. Seine zweite Sinfonie brachte ihm 1848 in Paris und 1849 in Leipzig erste Anerkennung. 1874 komponierte er das hier aufgeführte „Reqiem op.70“( gewidmet seiner sechs Jahre zuvor verstorbenen Mutter), ein tiefreligiöses Werk, stilistisch stark an Mendelssohn-Bartholdy angelehnt, reich an romantischen Klängen und in lateinischer Sprache. Man kann vermuten, dass dieses grandiose Chorwerk eine Wuppertaler Erstaufführung ist, denn nicht nur hier, sondern in ganz Europa wurde Gouvy vergessen.Vielleicht liegt der Grund darin, dass er weder als Deutscher noch als Franzose eine künstlerische Lobby hatte, die ihn hätte fördern können.