Am 28. September 1883 waren die funktionalen Eliten des Deutschen Reiches nahezu komplett in Rüdesheim versammelt. In diesem kleinen Ort im Rheingau sollte an einem ungemütlich regnerischen Tag mit einem großen Staatsakt das neue Niederwald-Denkmal eingeweiht werden. Das zog Kaiser Wilhelm I und die gesamte monarchische Führungsriege, bürgerliche Funktionsträger und Militärs samt Damenwelt an den Rhein. Was die Feiergesellschaft nicht wusste: Kurz zuvor hatten aus Elberfeld angereiste Attentäter pfundweise Dynamit in die angrenzenden Drainagerohre verbracht. Reinhold Rupsch und Emil Küchler wollten den greisen Monarchen nebst Begleitung in die Luft sprengen. Als der Festumzug sich bis auf 50 Meter dem Denkmal genähert hatte, bemühte sich Küchler mehrfach erfolglos, die Zündschnur anzustecken. Die billigen Lunten, die sich die Attentäter hatten leisten können, waren schlichtweg zu feucht geworden in der regnerischen Nacht zuvor.
Elberfelder Anarchisten im 19. Jahrhundert Der Kaiser, das Attentat und eine feuchte Lunte
Ein Blick in die Geschichte: Elberfelder Anarchisten im 19. Jahrhundert.
25.10.2020
, 09:00 Uhr