Begrabt mein Herz in Wuppertal Der Kultur-Diktator: WZ-Kolumnist Uwe Becker würde gerne Museum und Theater fürs Volk verordnen

Wuppertal · Ich freue mich, wenn der Umbau des Schauspielhauses zum „Tanzzentrum Pina Bausch“ mit dem Siegerentwurf des New Yorker Architekturbüros umgesetzt würde. Auch wenn viele meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger darüber anders denken, jeder Cent der dort investiert wird, hat seine Berechtigung.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic.

Foto: Joachim Schmitz

Wuppertal sollte mutig nach vorne schauen. Zuweilen höre ich aus der Bevölkerung kritische Stimmen, dass das geplante Tanzzentrum bloß ein Nischenprojekt für eine elitäre Minderheit sei, die sich daran begeistert, wie Pina Bausch den ewigen Kampf der Geschlechter, Gefühle von Kummer, Leid, Trauer und Glück tänzerisch sichtbar macht. Aber es ist ja nicht nur die Tanzkompanie hier vor Ort, die ein Großteil unserer Bevölkerung und Teile der Politik gerne abschaffen würden, auch das Schauspiel, die Oper und Museen sind für die meisten Menschen ein rotes Tuch.
Das ist alles so traurig und auch beängstigend, aber ich sage immer, es gibt solche und solche. Leben und leben lassen. Der eine mag das, der andere lieber Krankenhausserien und so weiter und so fort. Ich akzeptiere ja auch jeden Euro meiner Steuern, der für Dinge ausgegeben wird, die mich nicht die Bohne interessieren, beschwere ich mich, wenn Vanessa Mai oder Schlagersänger „Ballermann-Hits“ bei „Barmen geht live“ singen? Nein, da kommt kein böses Wort von mir, auch das gehört zu unserer Stadt, dieses Jahr gab es sogar Jazz und Rock, zwar keinen Free-Jazz, aber so weit möchte ich nicht gehen, dies der Bevölkerung auf dem Johannes-Rau-Platz zuzumuten, das erfordert einen längeren Lernprozess. Aber ich bin bereit, auch hier für meinen Obolus zu entrichten, auch wenn ich mir bei der einen oder anderen Gesangseinlage die Ohren zuhalten musste, als ich am vergangenen Wochenende über die Höhne in Barmen schlenderte. Ich schaue Pina Bausch immerhin in geschlossen Räumen, belästige damit niemanden. Kein Wort von Goethe dringt aus dem Schauspiel hinaus in den Engelsgarten und darüber hinaus auf die B7 und belästigt Vorbeigehende und den motorisierten Individualverkehr. Nein, bitte mehr Respekt für das Theater.