Fotos Die Ferienjobs der WZ-Redakteurinnen und Redakteure
Dominique Schroller: Die Schicht begann morgens um 5.30 Uhr. Die Maschinen hämmerten in der Presserei der Metallfabrik, es roch beißend nach Schmierfett, die Kollegen sprachen alle Sprachen außer Deutsch. Meine Aufgabe bestand darin, zwei Teile in einer Presse zu einem machen zu lassen und in einen Container zu werfen. Bereits am zweiten Tag beschlich mich das Gefühl, mein Gehirn verlöre langsam an Kapazität. Verzweifelt versuchte ich am dritten Tag seine Restleistung dadurch zu erhalten, dass ich mir selbst Matheaufgaben stellte und sie im Kopf zu lösen versuchte. Eine besorgniserregende Entwicklung, da ich in Mathe alles andere als eine Leuchte war. Nach zweieinhalb Wochen durfte ich in der Verpackung weiter machen. Dort waren zumindest die Teile, die in Kartons kamen, unterschiedlich. Finanziell haben sich die vier Wochen gelohnt: Die Arztrechnung fürs Haustier konnte ich begleichen.
Eike Rüdebusch: Kennen Sie das Etikett der Jever-Bierflaschen? Darauf zu sehen ist das Schloss zu Jever, von wo aus Maria zu Jever im 16. Jahrhundert das Land regierte. Im Schloss ist heute ein Museum — und dort habe ich während meiner Schulzeit in Friesland gearbeitet, zwar nicht nur in den Ferien, aber auch. Teil meines Jobs waren Kontrollgänge, um sicherzustellen, dass die Gäste nicht die Gemälde oder Wandteppiche anfassen, machmal habe ich im Schlosscafé ausgeholfen und gespült. Häufig habe ich auch die Kasse im Schlossturm geführt — 105 Stufen und etwa 57 Meter über dem friesischen Flachland. Ich konnte weit gucken von dort und viel lesen, wenn wenig zu tun war. Aber das war ok für mich — wenn auch schade fürs Schloss. Die anstrengenden Jobs habe ich dann erst in den Semesterferien gemacht — die wurden auch besser bezahlt.
Lothar Leuschen: Der Achtstundentag war für einen 13 Jahre alten Jungen schon ganz schön lang. Der erste richtige Ferienjob ist auch deshalb in fester Erinnerung geblieben. Das Unternehmen in einem Dorf am Niederrhein verdiente sein Geld mit dem Bedrucken und Beflocken von T-Shirts und Trikot. Vieles wurde damals noch in Handarbeit gemacht. Der Trikotsatz des Handballvereins beispielsweise umfasste nun einmal nur 13 Stück. Da lohnt sich Maschinenfertigung auch heute noch nicht. Die Erfahrungen des Schülers waren rückenschmerzlich. Acht Stunden Stehen ist nicht einfach für einen Menschen, der als Schüler sitzende Tätigkeit gewohnt ist. Aber die drei Wochen gingen um, der Lohn entschädigte für vieles. Und eine Lebensweisheit gab es oben drauf: In dem Unternehmen arbeitete ein sehr freundlicher Spanier, der den Schüler schon am ersten Tag unter seine Fittiche nahm und ihm diesen Rat gab: „Lottar, wenn du nix chast zu tun, nimm Kortonn und trrage durch Challe.“ Dazu sollte es dann allerdings nie kommen.
Andreas Boller:Echte Ferienjobs waren zu meiner Schulzeit im Hohen Westerwald sehr dünn gesät. Mir ist eine Firma in Erinnerung geblieben, die regelrecht von Schülern überrannt wurde. Da habe ich mich lieber gleich hinten angestellt und anderen den Vortritt gelassen. Auf der faulen Haut habe ich dennoch nicht gelegen, denn in den Ferien gab es genug zu tun. Mein Opa und Onkel betrieben im Nebenerwerb Landwirtschaft mit einigen prächtigen Milchkühen, Rindern und sogar Bullen.
Zumeist fielen die Heuernte und die Sommerferien zusammen, dann war ich den ganzen Tag im Einsatz. Traktor fahren, mähen, das Gras wenden — nichts duftet besser als frisches Heu. Und nichts war spannender, als mit dem letzten vollgepackten Anhänger gerade noch vor den ersten Regentropfen und dem großen Gewitter die Scheune zu erreichen. Dafür gab es zwar kein Geld — aber dieser Ferienjob hat umso mehr Spaß gemacht.