Begrabt mein Herz in Wuppertal Eine Wählerwanderung über die Nordbahntrasse

Wuppertal · Uwe Becker macht sich Gedanken über die Europawahl.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Am letzten Sonntag wollten wir zunächst ausgiebig europäisch frühstücken. Wir hatten uns hierfür vorab Zutaten aus den sechsundzwanzig Mitgliedsstaaten besorgt, mal ohne deutsche Lebensmittel: Marmelade aus Rumänien, Pralinen aus Belgien, Leberwurst aus Bulgarien, Frühstücksspeck aus Dänemark. Aus Estland haben wir leider nichts gefunden, da gibt’s wohl direkt nach dem Aufstehen Mittagessen – andere Länder, andere Sitten. Ich will das hier nicht alles aufzählen, jedenfalls kullerten beim Aufbau des Frühstücksbüffets die schwarzen und grünen Oliven aus Griechenland leider auf den Boden, aber um ehrlich zu sein, muss ich gestehen, am Ende hatten wir gar keinen Appetit auf die ganzen Köstlichkeiten aus dem vereinten Europa und begnügten uns mit einem im Ofen aufgebackenen, immerhin französischen Baguette von gestern, einem Stich Butter und einer guten Tasse Bohnenkaffee aus Bolivien oder Äthiopien. So ist das manchmal, da nimmt man sich was vor, investiert im Vorfeld Geld und viel Zeit, aber dann kommt es ganz anders, als man denkt. Wir werden die ganzen Sachen aber in der laufenden Woche peu à peu wegessen, wäre sonst zu schade.