Da sind sie wieder, die geschlossenen Augen, das Tasten, das Rennen, Innehalten im menschlichen Stühledschungel. Vertraut und auch wieder nicht. Weil einiges fehlt: die Drehtür, die Spiegel. Pina Bausch schlafwandelt schon lange nicht mehr über die Bühne. Andere Generationen ihres Tanztheaters rückten und rücken nach. Beweisen, dass dieses Stück bis heute fasziniert, mit seiner Tragik, seiner Emotionalität, seiner feinen Erzählweise. Der verzweifelte Kampf um Liebe und Nähe, der bittere Schmerz der Trennung lösen auch an einem sachlichen dunklen Ort Gänsehaut aus. Während draußen die Sommerhitze schwer über Avignon liegt, sitzen im schwarzen Saal der FabricA an die 300 Menschen gebannt und mucksmäuschenstill um die knapp 40 mal 25 Meter große Tanzfläche, die für sieben Stunden zur Arena der menschlichen Beziehungsvergeblichkeit wird. Am Sonntag hatte Boris Charmatz‘ erste ureigene Auseinandersetzung mit „Café Müller“ beim Festival in der südfranzösischen Stadt Premiere. Ein Experiment, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Tanztheater Wuppertal Boris Charmatz „Forever – Immersion dans Café Müller von Pina Bausch“ feiert Premiere beim Festival d‘Avignon
Wuppertal · Solange Sehnsucht und Schmerz antreiben.
16.07.2024
, 11:00 Uhr