Genau gezeichnete Charaktere und große Gefühle versteht jeder Gelungene Premiere von „Kabale und Liebe“ im Wuppertaler Opernhaus

Wuppertal · Das Kunstblut bleibt in der Konserve, kein blanker Busen oder Po weit und breit. Leise und nuancierte Töne statt Poltern und Scheppern, Würgen und Schlagen.

Sie dürfen nich zueinander finden: Luise (Paula Schäfer) und Ferdinand (Kevin Wilke).

Foto: Björn Hickmann

Was den großen Auftritt nicht ausschließt, das Herz-Schmerzfinale, das ein Doppeltes ist: Auf den Akt der dramatischen Selbsttötung der unglücklich Liebenden folgt das Klagen, Trauern der Altvorderen. Ob auch Erkenntnis mitschwingt, bleibt offen. Große Gefühle sind es allemal, die kaum ein Autor so sprachgewaltig, so kunstvoll-überfordernd, klar und derb ausdrücken konnte wie Friedrich Schiller. Und so gerät Roland Riebelings Inszenierung von „Kabale und Liebe“ zu einer Hommage an den großen Dichter und sein zentrales Werk der Sturm- und Drangzeit mit den genau gezeichneten Charakteren. Am Samstag lud das Schauspiel Wuppertal zur Premiere ins Opernhaus. Ein sehenswertes, nicht sensationelles Ereignis, das mehr Zuschauer verdient.