Tierschutzgerechte Maßnahmen Gips-Eier statt Gewalt zur Eindämmung der Wuppertaler Taubenpopulation
Wuppertal · Saskia Koch versucht durch tierschutzgerechte Aktionen im Parkhaus Aue die Stadttaubenpopulation einzudämmen.
Kaum eine Vogelart wird so sehr diskutiert wie die Stadttaube. Im ganzen Stadtgebiet verbreitet taucht sie auf und ihre unliebsamen Hinterlassenschaften finden sich auf Plätzen, an Gebäuden, Fahrzeugen und sonstigen Orten des öffentlichen Lebens. Saskia Koch ist ehrenamtliche Tierschützerin und versucht, durch tierschutzgerechte Aktionen im Parkhaus Aue die Stadttaubenpopulation einzudämmen.
„Wir tauschen Taubeneier gegen Attrappen aus“, erklärt sie im Gespräch mit der WZ. So habe sie im Frühsommer von Plänen erfahren, die Taubenpopulation im Parkhaus Aue womöglich gewaltsam zu dezimieren. Daraufhin habe sie zahlreiche Institutionen und Verbände angeschrieben und sich dafür stark gemacht, eine gewaltfreie, tiergerechte Methode anzuwenden. So habe sich eine kleine Gruppe von Tierschützern entwickelt. Im Parkhaus Aue gibt es rund 15 Nester, von denen jedoch einige schon aufgegeben worden sind. Einmal die Woche, meistens am Freitag, trifft sich Saskia Koch mit ihren Mitstreiterinnen. „Ich stelle mich dann auf die Leiter, ich habe kein Problem mit Höhe oder Schwindel“, erzählt sie. Dann würde in die Nester geschaut. Wichtig dabei: „Die Eier müssen maximal sieben Tag ab Legezeitpunkt alt sein“, so die Tierschützerin.
Um herauszufinden, wie weit das Ei bereits entwickelt ist, reiche die Taschenlampe eines Smartphones aus. „Wir durchleuchten die Eier mit der Taschenlampe. Wenn es bereits weiter entwickelt ist, ist ein dunkler Schemen erkennbar“, so Koch. Diese Eier würden dann ins Nest zurückgelegt. Sind die befruchteten Eier weniger als eine Woche alt, werden sie behutsam aus dem Nest genommen und durch Gips-Eier ersetzt. Dabei ließen Tauben generell zu, dass man ihnen auch unter den Bauch greift, um die Eier auszutauschen, so Koch. „Das lässt sich die Taube gefallen, auch wenn sie das nicht so toll findet“, so Koch. Das Gips-Ei würde dann weiter von dem Tier „ausgebrütet“. „Tauben sind nicht dumm, aber die akzeptieren das“, sagt sie. Die befruchteten Eier nimmt sie in einem Eierkarton mit nach Hause und friert sie ein, um sie dann zu entsorgen. So wird verhindert, dass ein Küken entsteht.
Die Arbeit verrichten die Tierschützer komplett ehrenamtlich, dem Pächter oder auch dem Inhaber entstünden keinen Kosten, so Koch weiter. Seit Juni treffen sich Koch und ihre Mitstreiter jeden Freitag: „Freitag ist für mich Taubentag“, so Koch. Und das Vorhaben trägt bereits Früchte: „Man sieht, dass es weniger Tiere sind“. Dennoch seien Stadttauben in der Lage, bis zu neunmal im Jahr meist zwei befruchtete Eier zu legen. „Wir können nicht so sehr dezimieren, wie wir wollen“, sagt sie. Eine Leiter für ihre Arbeit lagern die Tierschützer im Parkhaus, aber: Einige der Nester seien auch sehr hoch gelegen und selbst mit einer Leiter nicht zu erreichen. Insgesamt haben die Tierschützer schon rund 60 befruchtete Taubeneier ausgetauscht. Verletzt worden ist sie bisher übrigens noch nicht. „Nach mir wurde noch nicht gepickt“, schmunzelt Koch.
Ein zukünftiges Taubenhaus könnte womöglich dabei helfen, die Stadttaubenpopulation weiterhin zu dezimieren. Dann brüteten die Tiere an einer Stelle und die Menschen könnten auf einfachere Art und Weise die Eier austauschen.
Zwar ist Saskia Koch erst seit Juni dieses Jahres im aktiven Taubenschutz dabei, aber das mit Herzblut. Und: „Nachdem ich einmal angefangen habe, mich zu engagieren, kann ich jetzt auch nicht mittendrin aufhören“, findet sie. Im Parkhaus selbst sei es auch schon zu Begegnungen mit Autofahrern gekommen. Und die zeigten sich oftmals neugierig und insgesamt den Aktionen eher positiv gegenüber. „Wir hatten bisher noch nie einen negativen Kontakt“, sagt Koch. Zwar gebe es in der Stadt viele „Taubenhasser“, so ihre Wahrnehmung, im Gegenzug aber auch sehr viele Menschen, die sich für Tauben und Tierschutz engagierten, wie etwa die Mitglieder des Vereins „Fliegende Schönheiten“.