Der Feigling im Hundepelz: Ein Schauspieler beißt sich durch
Der 22-jährige Sören Messing geht konsequent seinen Weg. In der „Steinsuppe“ gibt er dem Hund ein menschliches Gesicht.
Wuppertal. Auf den Hund zu kommen, war gewöhnungsbedürftig. Lange hat Schauspieler Sören Messing überlegt, gegrübelt und ausprobiert. "Die wichtigste Frage war: Wie gehe ich als Hund?" Schließlich sollen die tierisch unterschiedlichen Lebewesen, die an den Wuppertaler Bühnen das Salz in der "Steinsuppe" sind, "etwas Menschliches haben", weil sie eben nicht nur Wolf, Schaf und Ziege sind. Sie stehen für das Listige, Treue und Sture, das so mancher Zuschauer womöglich von sich selbst kennt.
Für Messing, der im Kleinen Schauspielhaus mit großer Begeisterung Theater macht, heißt das: Wenn er zum Hund mutiert, soll er typische Tiereigenschaften erkennen lassen, sie aber gleichzeitig nicht allzu platt zu Markte tragen.
Weniger ist ja oft mehr, und dass er als Hund ein ordnungsliebender Dorfpolizist ist, signalisiert er auch so: mit Lupe, Hemd und Krawatte. "Die Möglichkeit, auf allen Vieren zu krabbeln, haben wir bei den Proben schnell verworfen", erklärt der Neu-Wuppertaler, "denn dann wäre ich nicht mobil genug." Am Ende haben sich der 22-jährige Schauspieler und Regisseur Christian von Treskow für einen leicht gebückten Gang entschieden.
Dabei ist Messing keiner, der sich verbiegt oder duckt, wenn es brenzlig wird. Im Gegenteil. Der gebürtige Heidelberger, der in Schriesheim im Rhein-Neckar-Kreis aufgewachsen ist und heute an der Wülfrather Straße wohnt, wusste früh, was er (werden) wollte. "Nach der Mittleren Reife habe ich mir gesagt: Entweder machst du Abi oder du versuchst, Schauspieler zu werden."
Messing wählte Variante zwei und sprach als 16-Jähriger an Schauspielschulen vor. Sein Mut wurde jedoch nicht belohnt: "Ich bin zwar immer in die Endrunde gekommen, aber dann hieß es zum Schluss doch, ich sei zu jung." Rückblickend hat er dafür Verständnis: "Ich würde heute selbst keinem 16-Jährigen eine solche Ausbildung empfehlen. Man muss erst einmal gerade stehen, bevor man an sich arbeiten kann." Für ihn selbst jedoch sei es der richtige Weg gewesen.
Als er 17 war, wurde er in Köln an der Schule des Theaters im Keller angenommen. "Die Ausbildung war extrem hart", betont er heute. "Da wird man schnell ins rechte Licht gerückt."
Stolz ist er, gar keine Frage. Und das darf er auch sein: Während manch aktueller Schauspiel-Schüler so alt ist wie Messing heute, hat der 22-Jährige seine Ausbildung bereits im Februar 2009 abgeschlossen und seitdem reichlich Applaus erhalten - vor allem in Frankfurt am Main, wo er im Theater Willy Praml an einen vierstündigen "Hyperion"-Abend beteiligt war.
Auch in Elberfeld ist er gefragt. Als die Proben begannen, wäre er allerdings lieber ein Schwein geworden - die Rolle, die nun Frederik Kienle spielt, wirkte verlockender. "Am Anfang dachte ich: Das Schwein ist geil." Doch Messing hat sich nicht nur mit seiner Rolle abgefunden, er geht in ihr auf. Sie hat ja auch ihren Reiz: Als Dorfpolizist, der sich hinter seinem Amtsdeutsch versteckt, ist er ein Feigling im Hundepelz.
Seinen jungen Zuschauern scheint genau das zu gefallen: Sie tanzen mit, wenn die tierische Dorfgemeinschaft am Ende nicht etwa vom Wolf gefressen wird, sondern gemeinsam ein Fest feiert. Schwein gehabt: An diesem Morgen fordern sie gleich zwei Zugaben auf einmal. "Kinder sind ein tolles Publikum, sie sind echt und ehrlich", sagt Messing zwischen zwei Vorstellungen - noch mit der aufgeklebten Hundenase im Gesicht. Verschwitzt ist er, aber auch glücklich: "Die Vorstellung heute war echt cool."