Höchst dynamische Schlagzeugkunst

Beim siebten Sinfoniekonzert beeindruckte das Quartett „Elbtonal Percussion“.

Foto: Andreas Fischer

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bot die Schlagwerkabteilung eines Sinfonieorchesters ein bekanntes Bild: Hinten in der Mitte thront der Pauker und daneben Kollegen, die das Übliche wie Triangel, Becken oder Schellenkranz in Schwingungen versetzen.

Das hat sich aber vor ungefähr 50 Jahren sehr geändert, weil Komponisten seitdem viel mehr, darunter auch außereuropäische Perkussionsinstrumente in ihren Autographen notieren. Auch solistisch kommt diese Instrumentengruppe immer häufiger zum Tragen.

Solches war bei der Matinee des sieben städtischen Sinfoniekonzerts zu erleben. Gleich vier Perkussionisten standen rechts — vom Publikum aus gesehen — neben dem Dirigenten und sorgten für das Highlight des sonnigen Vormittags.

„Elbtonal Percussion“ nennt sich das Quartett aus Hamburg, das eine große Batterie an exotischen Trommeln, Schlagstabspielen (Marimbaphon, Vibraphon) oder kleinen hölzernen Klangstäben mit im Gepäck hatte. Selbstredend lagen moderne Noten auf den Pulten: „The Wave Impressions — Spezial Version für Schlagzeug-Ensemble und Orchester“ von der japanischen Komponistin und Marimbaphonspielerin Keiko Abe.

Vom Sinfonieorchester Wuppertal professionell begleitet, boten die vier Vollblutmusiker erstklassige, höchst dynamische Schlagzeugkunst. Jeden Zuhörer zogen sie mit ihrer hohen Musikalität und Virtuosität in ihren Bann. Dementsprechend riesig war die Begeisterung, eine Zugabe das Resultat: die populäre Toccata in d-Moll (BWV 565) von Johann Sebastian Bach.

Der Themenkopf wurde nur leicht angedeutet, dafür ordentlich verjazzt. Dazu sorgten zwei Spieler mit acht Schlegeln für sphärenhafte Klänge, während der vierte im Bunde auf einem Cajon (Sitztrommel) dezente Rhythmen einstreute. Das war ein ganz feiner, stringenter, auf den Zeitgeist gemünzter Bach.

Eröffnet wurde das Konzert mit Darius Milhauds „Le boeuf sur le toit“ (Der Ochse auf dem Dach). Das Stück ist eine musikalische Posse, das mit zu seinen berühmtesten Tonschöpfungen avancierte. Es sind heiter-beschwingte, zum Schmunzeln anregende 15 Minuten Musik, wenn sie präzise, rhythmisch exakt aufgeführt wird.

Nur war davon nur ansatzweise etwas zu hören. Denn die Einsätze des Gastdirigenten Christian Kunert waren bisweilen ungenau. Auch gelang ihm selten die Gestaltung eines differenzierten Orchesterklangs, um die lateinamerikanischen Reminiszenzen verständlich deutlich zu machen.

Schließlich gab es noch „Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart“ op. 132 aus der Feder von Max Reger. Es ist sein bekanntestes Orchesterwerk. Der Komponist meinte einmal dazu: „Man kann nicht immer schweren Bordeaux trinken — so ein klarer Mosel ist doch auch sehr schön!“

Er meinte damit wohl, diese Musik sei trotz ihrer wechselnden Stimmungen dem Gehalt nach „leicht“. Die Partitur liest sich jedenfalls so, im Gegensatz zu seinen sieben Jahre vorher geschriebenen „Hiller-Variationen“ (op. 100).

Doch unter Kunerts Leitung, der als Solofagottist bei der Hamburger Staatsoper laut ihrer Homepage unter Vertrag steht, kam dieses Opus nicht wie ein angenehm verdauliches Getränk daher. Denn dafür wurden selbst die idyllischen, stürmischen Variationen und das lustig-erste Thema der Fuge zu gleichgültig gespielt.

Dessen ungeachtet lohnt sich ein Besuch des Wiederholungskonzerts für diejenigen allemal, die Perkussionskunst auf ganz hohem Niveau genießen wollen.