Literatur-Biennale: Die Freiheit und ihre bitteren Seiten
Junge Schauspieler interpretieren junge Dramen.
Wuppertal. „Endstation Freiheit“ — die Lesebühne für junge Dramatik beschäftigt sich im Rahmen der Literatur-Biennale mit dieser bitteren Erkenntnis: Auch der Begriff Freiheit kann durchaus inhaltsleer sein, denn die Freiheit „von etwas“ führt nicht zwangsläufig zur Freiheit „für etwas“. Neun junge Schauspieler aus dem Studiengang Schauspiel der Folkwang-Hochschule präsentierten am Dienstagabend in der Rudolf-Steiner-Schule mit szenischen Lesungen Werk-Ausschnitte junger Dramatiker (Leitung Jana Niklaus, Gerold Theobalt).
„Königskinder“ von Thomas Paulmann beleuchtet die Liebesgeschichte von Robert und der Türkin Julide als interkulturelles Romeo-und-Julia-Drama in direkter Sprache. An Sexualität ist nicht zu denken: „Ich bin so verkrampft, ich kann nicht“, gesteht die zwischen den Kulturen stehende Julide. Und: „Ich will doch nur lieben dürfen, wen ich will“ — ein Wunsch, der für sie nicht in Erfüllung geht.
Vom hochbegabten und schüchternen Cornelius, der den Erziehungs- und Moralvorstellungen der Erwachsenen entfliehen muss, um zu sich selbst zu finden, handelt „Waldemar Wolf“ von Michel Decar. Dessen Sprache ist ebenso poetisch wie treffend. Denn Cornelius landet schließlich, nachdem er die Freiheit in der Liebe erlebte, bei genau dem Typ Frau, dem er entkommen wollte.
Die Lebensreise dreier Mädchen, die — vergewaltigt, entwürdigt und ausgenutzt — als Gebärmaschinen für reiche Paare Kinder austragen sollen, schildert „Gelandet“ („Grounded“) der kanadischen Autorin Miranda Huba in drastischer Sprache und beklemmenden Bildern. Flughäfen symbolisieren im Stück die Lebensabschnitte. Der „Flughafen der Liebe“ lehrt: „Man muss sich ständig verkaufen, wenn man reich und berühmt werden will.“ Und der „Flughafen des Konsums“ verspricht zwar Genuss, aber keine Freiheit. Am Ende stranden die Frauen im „Flughafen der zerbrochenen Träume“ und nehmen Rache.
Die Regie führen Jakob Fedler, der in „Königskinder“ die Protagonisten in der Stuhlreihe am Bühnenrand aufbaut, Peter Wallgram, der in „Waldemar Wolf“ mit Drehstühlen Szenen-Sprünge deutlich macht, und Kieran Joel, der viele Szenen von „Gelandet“ im Bett lesen und spielen lässt. Wallgram und Fedler werden in der neuen Spielzeit mit je einer Inszenierung bei den Wuppertaler Bühnen zu erleben sein.
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