Pina Bausch Stiftung schickt Tänzer in die Welt
Die Pina-Bausch-Foundation ermöglicht vier Talenten, Erfahrungen zu sammeln — zum Beispiel in Italien, Oslo, Neuseeland und Chile.
Wuppertal. Pina Bausch und ihre Tänzer machen bis heute international Furore. Nicht weniger kosmopolitisch ist die nach ihr benannte Stiftung ausgerichtet. Jüngstes Beispiel dafür ist die „Pina Bausch Fellowship for Dance and Choreography“, die in diesem Jahr vier Tänzer finanziert und für drei bis sechs Monate in die weite Welt hinausschickt.
Am Donnerstag wurden die Stipendiaten der Stiftung im Opernhaus vorgestellt. „Sie sind heute sozusagen bei der Geburt des ersten Kindes dabei“, verkündete Fritz Behrens, Präsident der Kunststiftung NRW, die das Projekt mitfinanziert.
Euripides Laskaridis (40) stammt aus Griechenland — und ist eigentlich gar kein Tänzer. Doch die Begegnung mit dem Tanztheater von Pina Bausch änderte buchstäblich sein Leben. „I was flabberghasted - ich war platt!“
2001 durfte der Schauspieler und Regisseur bei zwei Aufführungen von „Masurca Fogo“ in New York mitmachen. Im Rahmen des Fellowships wird er von dem Tanzexperten Lemi Ponifasio lernen und mit ihm die ganze große Tour machen: von Europa nach Neuseeland und weiter nach Chile.
Anton Valdbauer (31) ist ebenfalls viel herumgekommen. Der Russe mit dem deutschen Namen ist Solotänzer des Königlichen Balletts in Stockholm. Dank des Stipendiums hat der Vater von zwei kleinen Töchtern finanzielle Sicherheit, kann seinen festen Job für drei Monate hinter sich lassen und, wie er sagt, „eine neue Tür öffnen“. In Berlin wird er mit dem Pantomimetheater „Familie Flöz“ arbeiten und die Truppe auf ihrer Tournee nach Italien begleiten.
Der Kenianer Jared Onyango (29) will die Zeit nutzen, um zwei verschiedene Welten miteinander zu verbinden: den modernen zeitgenössischen Tanz und die traditionellen Tanzstile seines Heimatkontinents. Er reist in den hohen Norden — nach Oslo zu Choreograph Francesco Scavetta. Auch für die Zeit nach dem Stipendium schmiedet er Pläne: Gerne würde er in seiner Heimatstadt Nairobi sein Wissen an junge Tänzer weitergeben.
Aus der Herrenrunde sticht Ayelen Parolin hervor. Die 39-Jährige studierte Tanz in Buenos Aires und lebt heute in Brüssel. Ähnlich wie Onyango ist sie fasziniert von Bewegungskulturen, die auf ganz anderen Wertvorstellungen und Ritualen beruhen. In Berlin wird sie bei Jochen Roller in die Lehre gehen.
International besetzt war auch die dreiköpfige Jury, die Laskaridis & Co. aus mehr als 250 Tänzern aussuchte. Zwei Jurymitglieder, die spanische Tänzerin Ana Laguna und der griechische Tanzfestivalleiter Yorgos Loukos, berichteten von der schwierigen Aufgabe, innerhalb von wenigen Wochen die vier richtigen herauszupicken. Die Ansätze der Bewerber seien denkbar unterschiedlich gewesen — beinahe hätte man von verschiedenen Welten sprechen können, sagte Loukos. Der Wille, etwas Neues zu schaffen, sei am Ende ausschlaggebend gewesen.
Das Schlusswort hatte Fritz Behrens: „Es ist erfreulich und ein Wert für sich, dass dieses internationale Projekt vom Tanzland Nordrhein-Westfalen ausgeht.“