Wuppertaler Kulturkolumne Das Unerwartete hat es schwer

Wuppertal · Nur das Unerwartete, das Überraschende bringt uns wirklich weiter. Die Wuppertaler Kolumne des freien Netzwerks Kultur.

Max Christian Graeff macht sich nach dem Besuch der Buchmesse über die Situation des Buches Gedanken.

Foto: C. Paravicini

Sonntag Abend am Frankfurter Hauptbahnhof, die Bahnsteige sind voll mit erschöpften Menschen: Die 76. Buchmesse ist beendet. Diesmal kam ich von einem Job anderswo und wurde beim Umsteigen etwas sentimental, da die weltgrößte Messe für Gedrucktes einst ein unumstößlicher Jahrestermin war, an dem sich freiberufliche Tätigkeiten und manchmal das wirtschaftliche Überleben des nächsten Jahres entscheiden konnten. In den Jahren als Buchhändler fragten wir uns auf der Rückfahrt, ob wir richtig eingekauft oder wieder zu viele Bücher geordert hatten, die uns selbst sehr, jedoch in Elberfeld sonst niemanden interessierten. Als Auftragsautor habe ich mich von den Auslagen vieler Hundert Verlage aus aller Welt inspirieren lassen, hab selbst Ideen gepflanzt und massiven (Lern-)Stoff inhaliert, über Kulturen der Vergangenheit und Gegenwart. Und drumherum viel erlebt, zuweilen anderswo geschlafen als geplant und wesentliche Menschen beobachtet, von Günter Grass bis Mohammed Ali oder Lotti Huber. Einmal bin ich im Getümmel voll in den Bauch von Helmut Kohl gerannt. Er hat wohlig gegrunzt!