Der Sportler der Woche: Individualist in Laufschuhen
Kai André Mehs gewinnt „Rund um den Freudenberg“.
Wuppertal. Sein wallendes Haupthaar ist türkis gefärbt, seine Augenbraue gepierct, und wenn ihm die jungen Damen hinterher rennen, dann legt Kai André Mehs Wert darauf, dass sie ihn nicht ein- oder gar überholen. So am vergangenen Samstag, als der Wuppertaler beim 9,8 Kilometer langen Waldlauf „Rund um den Freudenberg“ sogar noch vor den starken Läuferinnen des TSV Bayer Leverkusen mit 35:43,2 Minuten die Ziellinie passierte.
Einer von etlichen Wald- und City-Läufen, die der 32 Jahre alte, stets gut gelaunte junge Mann in diesem Jahr gewonnen hat. „Ja, ich bin so richtig auf den Geschmack gekommen“, grinst der Vollblutsportler, der keinem Verein angehört. „Was soll ich da?“, fragt er mit dem Hinweis darauf, dass er sein Training recht individuell gestaltet. „Mal mehr, mal weniger. Mal laufe ich, mal fahre ich Rad.“
Ehrensache, dass er zum Interview-Termin auch per Mountain-Bike den Freudenberg erklommen hat.
Im Verein war er aber doch schon mal. Als Junge hat er alle Teams des SSV Germania auf allen Positionen außer Torwart durchlaufen. „Jugend-Fußball ist mehr Spaß. Bei den Senioren war mir das zu ernst“, denn auf Spaß legt er Wert, ist zwar Nichtraucher, aber kein Asket.
Nach dem Zivildienst war der 1,86 Meter große Allrounder ein Jahr in Australien und hat, nachdem die Ersparnisse aufgebraucht waren, als Pflücker gearbeitet und so das verdient, was er und seine damalige Freundin zum Leben brauchten.
Ähnlich hält Kai André Mehs es auch jetzt. „Ich sehe, dass ich mit Jobs über den Winter komme.“ Als unbeschwerter Lebenskünstler scheint er sich wohl zu fühlen. Daran ändern auch gelegentliche sportliche Rückschläge nichts. „Ich bin in Luxemburg gelaufen und nur 50. geworden. Da ging es aber auch um Geldprämien, und es waren Profiläufer aus Äthiopien und Kenia am Start.“
Seine längste Laufstrecke waren bisher Halb-Marathons wie der Lenneper Röntgenlauf, aber in absehbarer Zeit könnte der fröhliche Hobbyläufer sich auch Marathon- oder sogar Ultraläufe vorstellen. „Vielleicht trete ich auch dem Tri-Club bei. Laufen und Radfahren klappt ja prima, aber Schwimmen ist meine schwache Seite“, ist er dann doch ein wenig skeptisch.
Und dann schaut er auf die Anlage am Freudenberg: „Mensch, das ist so schön hier. Da laufe ich mal ne Runde“, spricht‘s und trabt trotz Kälte im T-Shirt über die Tartanbahn.