Schwimmen: Goldmedaille und Superzeit ohne Wunderanzug
Christian vom Lehn wird mit neuer Bestmarke Junioren-Europameister in Prag.
Wuppertal/Prag. Christian vom Lehn, Schwimmer der SG Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dormagen erfüllte sich bei den Junioren-Europameisterschaften in Prag seinen großen Traum. Über 200m Brust gewann der 17-Jährige in der Zeit von 2:11,07 Minuten die Goldmedaille und wurde neuer Junioren-Europameister. Im Ziel lag er rund 1,7 Sekunden vor dem Favoriten Maxim Scherbakov aus Russland, der in 2:12,83 Minuten anschlug.
Vom Lehn war die ersten 100 Meter so schnell wie nie zuvor angeschwommen, aber der Russe lag bei der zweiten Wende noch eine Sekunde vor seinem Kontrahenten. Eine Bahn später war der Wuppertaler bis auf zwei Zehntel herangekommen. Auf den letzten Metern zog er unwiderstehlich davon und baute den Vorsprung bis zum Anschlag auf fast zwei Sekunden aus. Bronze gewann der Schweizer Yannick Kaeser mit 2:15,15 Minuten.
Seine persönliche Bestzeit verbesserte vom Lehn im Finale um zweieinhalb Sekunden und stellte somit zum dritten Mal in diesem Jahr einen neuen deutschen Altersklassenrekord auf.
Die Siegerzeit riss seinen Trainer Farshid Shami förmlich vom Hocker. "Ich habe zwar immer daran geglaubt, dass Christian den Russen schlagen kann, aber dass er diese Zeit schwimmt, ist einfach unglaublich. Innerhalb eines Jahres hat er sich damit um ganze sieben Sekunden verbessert", sagte Farshid Shami und war völlig fassungslos.
Bis zu den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Berlin lag sogar der deutsche Rekord der offenen Klasse mit 2:11,97 noch über der Zeit, die Christian vom Lehn jetzt in Prag hinlegte. Dabei schwamm er noch nicht einmal in einem der für die vielen neuen Rekorde der letzten Monate mitverantwortlich gemachten sogenannten Wunderanzug, sondern er trat in Prag "oben ohne" in einer normalen Schwimmhose an.
Welche Leistungsexplosion dem neuen Ass des SV Bayer Wuppertal gelang, verdeutlichen seine drei Zeiten in Prag. Im Vorlauf reichte ihm noch die Zeit von 2:18,23min, bevor er sich im Halbfinale auf sehr gute 2:14,49Minuten steigerte. Damit erfüllte er die Vorgabe seines Trainers, der ihm die Marschroute mitgegeben hatte, sich eine möglichst gute Bahn für das Finale zu sichern. Und so ging vom Lehn als Zweitschnellster Schwimmer neben dem favorisierten Russen Maxim Scherbakov
Der Erfolg in der tschechischen Hauptstadt ist umso höher zu bewerten, da Christian vom Lehn dem jüngeren der bei der JEM startberechtigten Jahrgänge 1991/92 angehört. Der Titelgewinn wird dem Wuppertaler Talent jetzt zusätzliche Motivation für seine beiden weiteren Rennen in Prag über 50m und 100m Brust, sowie für die deutsche 4x100m Lagenstaffel sein, die alle am Wochenende stattfinden. Die kraftraubende lange Bruststrecke gilt allerdings als seine Spezialdisziplin. pek