Wuppertaler Meisterwerke Von der Heydt ließ sich den Akt ins Hotelzimmer bringen: Paul Cézanne malte „Liegender weiblicher Akt“ um 1886/90

Wuppertal · Ein sehr ungewöhnliches Gemälde ist dieser „Liegende weibliche Akt“ von Paul Cézanne, der um 1886/90 entstanden ist. Das Bild beinhaltet nämlich gleich zwei Bildthemen: einen Akt ebenso wie ein Stillleben.

Paul Cézanne, Liegender weiblicher Akt, um 1886/90, Von der Heydt-Museum Wuppertal.

Foto: Medienzentrum Wuppertal

Das Hauptmotiv, der auf den ersten Blick ins Auge sticht, bildet ein auf einem blauen Diwan liegender weiblicher Akt, der beidseitig von Vorhängen gerahmt wird. Der linke Schal erscheint nur unvollständig, da sich in diesem Bereich ein weiteres Motiv, Früchte auf einem weißen Tuch, befindet. Das Stillleben allerdings steht auf dem Kopf. Man müsste das Bild um 180 Grad drehen, um es korrekt sehen zu können.
Immer wieder zeigen Cézannes sparsame Stillleben-Arrangements schön drapierte Tischtücher. Hier leitet der scharfe Knick des Stoffes über dem ausgestreckten rechten Arm der Frau über in die Biegung eines Schwanenhalses. Die amerikanische Barnes-Foundation besitzt Cézannes Gemälde „Leda mit dem Schwan“ von 1886, das mit unserem Werk kompositorisch eng verwandt ist. Dort befindet sich an der Stelle der Tuchfalte tatsächlich ein Schwanenhals. Warum Cézanne das Aktmotiv nicht weiterverfolgt hat und stattdessen ein Stillleben zu malen begann, das ebenfalls unvollendet blieb, ist bisher nicht geklärt.