Im Freibad wird jetzt auch Theater gespielt

Nachfolgeprojekt für den Jugendclub der Bühnen.

Foto: Gerhard Bartsch

Mirke. Zwei Männer stehen vorne auf der Bühne. „Ist das der Mond?“, fragt der eine und bewegt sich langsam und abgehackt, als würde er einen Raumanzug tragen. „Sieht ziemlich rot aus. Ich glaube, wir sind auf dem Mars“, sagt sein Spielpartner. Ein Klatschen: „Freeze.“ Die Schauspieler erstarren. Aus dem Publikum kommt jemand nach vorne, löst einen der Spieler ab und stellt sich in dieselbe Position. „Ein bisschen mehr Schwung, bitte. Achte auf deine Hüften, sonst wird das nichts.“ Im Freibad Mirke wird seit dem Wochenende Theater gespielt.

Eine Aktion gegen das Kultursterben in Wuppertal. Sarah Prinz und Jascha Markuse vom Jugendclub Wuppertal haben das Projekt ins Leben gerufen. „Nachdem klar wurde, dass der Jugendclub geschlossen wird, musste etwas Neues her. Das Theaterspielen in Wuppertal muss am Leben gehalten werden.“ Schnell fanden die Beiden über Umwege weitere Theaterbegeisterte: Louisa Neubauer und Lilian Schiele waren direkt überzeugt und zogen mit: „Ich hatte einfach richtig Bock auf Theaterspielen und will das auch weitergeben“, sagt Neubauer.

Die Gruppe soll nicht nur etwas für junge Leute sein: „Wir sind ja auch älter geworden und der Jugendclub passt nicht mehr ganz. Wir wollen eine Truppe ohne Altersbeschränkung“, sagt Jascha Markuse (24). Am Wochenende war schon eine Achtjährige dabei. Aber auch 80-Jährige wünschen sich die Organisatoren: „Ältere Menschen haben eine unglaubliche Lebenserfahrung und können Dinge auf der Bühne ganz anders darstellen.“

Zu Beginn der Theatertreffen wird noch improvisiert. Das gibt den Schauspieler ein Raumgefühl und lässt den ein oder anderen über seinen Schatten springen. Aus diesem Grund ist zum Beispiel auch Kübra Kocaaga gekommen. „Ich wollte mich selbst mal austesten. Auf der Bühne zu Schreien oder andere verrückte Dinge zu machen ohne sich zu schämen. Und das kann man nur hier.“

Martin Winter ist dagegen schon ein alter Hase im Theatergeschäft. Er ist begeistert von der Aktion in der Mirke: „Jedes Bürgerprojekt tut Wuppertal gut.“ Und die Gruppe tut auch der Mirke gut. „Wir haben das selbe Schicksal. Der Jugendclub und die Mirke wurden aus Geldgründen von der Stadt geschlossen“, sagt Sarah Prinz. Für die Initiatoren ist es wichtig, ihrer Stadt etwas zurück zu geben. „Viele Leute ziehen aus Wuppertal weg. Durch ein gutes Kulturangebot bleiben vielleicht einige hier“, sagt Markuse.