Neumarkt: Denkmalschutz am Stadt-WC
Vorgaben für das Ende der Toilette unter Tage sorgen in der Bezirksvertretung für Heiterkeit: Das Außengeländer gilt als erhaltenswürdig.
Elberfeld. Clochemerle hieß das vom Autor Gabriel Chevallier erfundene Städtchen, in dem ein Pissoir den Bürgerkrieg zwischen Sittenhütern und Pragmatikern anzettelte. Vor solchem Disput schützten sich Elberfelds Vorväter, als sie den Neumarkt-Lokus ins Kellergeschoss verbannten.
Doch aus der Tiefe meldet sich ein neuer Moral-Appell. Die Sparstrumpfstricker im Rathaus ließen das Örtchen so sehr verfallen, dass man jüngst fürchtete, der Würstchenstand am Markt könne in die dunkle Grube stürzen.
Auf eines will sich die Stadt nun keinesfalls einlassen: Reanimation des stillen Örtchens unter Tage. Jüngst stellte sie der Bezirksvertretung (BV) Elberfeld Alternativen vor und löste damit Verzückung aus - weniger der klugen Ideen als der begleitenden Possen wegen. Zwei mögliche Standorte in Randlage des Neumarktes sind ins Auge gefasst, einer Richtung Wall, der andere am Rommelspütt vor McDonald’s.
Die Designertoilette ist in beiden Fällen nicht zu erwarten, eher eine Art Schuhkarton mit Spülung. Von dort mag Donnergrollen dem Ritter von Elberfeld um die Nase wehen, der demnächst am Verwaltungshaus Position beziehen soll. Zudem argwöhnte Michael Streuf (WfW), manch einer werde sich dann doch lieber ins Fast Food-Lokal begeben. Was aus den Plänen tatsächlich wird, steht nun in den Sternen. Derweil hat die alte Bedürfnisanstalt auch den Denkmalschützern ein Ei ins Nest gelegt, denn ihr schmiedeeisernes Geländer gilt als erhaltenswürdig.
Was tun? Im Volk der Dichter und Denker ist so eine Frage schnell beantwortet: Wird dem Thrönchen der Hahn zugedreht, so könnte die Balustrade doch einen frischen Anstrich erhalten und damit ewige Mahnung an alles bleiben, was pressiert.
Amüsiert stellte sich Gerta Siller von den Grünen schon mal das Laufställchen auf dem Neumarkt vor, während Thomas Kring kühne Pläne entwarf und die Bunkeranlagen unter dem Neumarkt vor dem geistigen Auge in einen Szene-Club verwandelte. Da bleibt als Rat, Weitblick zu zeigen und die Nachttöpfe nicht zu eilig zu demontieren.