Pilotprojekt am Arrenberg: 100.000 Euro für die Wupper
Bernd Wille, Vorstand des Wupperverbandes, geht Ende Januar in den Ruhestand — und wirft einen Blick in die Zukunft des Stadtflusses.
Bleiben Sie nach Ihrem Abschied dem Bergischen Land weiter verbunden?
Bernd Wille: 17 Jahre Wuppertal hinterlassen Spuren. Was ich weiter verfolgen werde, ist das Thema Junior Uni. Ein faszinierendes Projekt. Peter Jung hat mich außerdem zur Wanderung eingeladen.
In den vergangenen Jahren hat sich auch sonst an der Wupper einiges bewegt.
Wille: Es ist wichtig, sich die historische Entwicklung vor Augen zu halten — eine Prägung von fast 150 Jahren. Die Wupper war ein totes Gewässer, ein Industriefluss. Das hat sich erst mit der Abwasserreinigung und der Siedlungsentwässerung geändert. Dadurch hat sich die Wasserqualität deutlich verbessert. Jetzt geht es um die ökologische Aufwertung. Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir den Wuppertalern zeigen, was am kanalisierten Fluss in der Stadt überhaupt möglich ist.
Und auf lange Sicht?
Wille: Geht es darum, Gewässer so zu gestalten, dass die Menschen sie ins Stadtbild integrieren. Das ist die Phase, vor der wir jetzt stehen — auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal: Wie kann die Wupper in die Stadtentwicklung eingebracht werden? Das kann kein gesteuerter Prozess sein, der von oben verordnet wird.
Die Umgestaltung der Wupper ist also nicht mal eben so zu machen.
Wille: Das ist ein Prozess, der Jahrzehnte dauern wird. Hier können wir froh sein, dass es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie gibt. Sie unterstützt diesen Prozess und finanziert ihn zu 80 Prozent, während die Stadt die restlichen 20 Prozent aus Ausgleichsmaßnahmen für den Schwebebahn-Umbau finanziert. 2025 sollen 15 Kilometer der Wupper ökologisch saniert sein — der gesamte innerstädtische Flusslauf.
Wie kann privates Engagement für die Wupper denn konkret aussehen?
Wille: Das sehen wir am Arrenberg. Hier gibt es die Küpper-Gruppe. Sie ist vor einem guten Jahr auf uns zugekommen und hat sich zum Ziel gesetzt, die Wupper in ihr Bauprojekt zu integrieren und Geld in die Hand zu nehmen. Es geht um 100 000 Euro. Dieses Projekt setzen wir 2014 um. In einen Abschnitt von gut 350 Metern Länge, ohne staatliche Mittel. Die Planung läuft, und das ist in dieser Form bislang einzigartig.
Aber die Wupper hat nach wie vor ein Müllproblem.
Wille: In der nächsten Phase geht es um den Schutz des Geschaffenen. Damit sind wir dann beim Abfall und bei Patenschaften an der Wupper. Hier sind wir in das Projekt des Stadtmarketings eingebunden. Da wird eine Reihe von Konzepten diskutiert — auch mit Blick auf den zweiten Arbeitsmarkt und die Vereine. Die Hemmschwelle wird größer, am Fluss etwas wegzuwerfen, wenn das Ufer sauber ist.
Zu einem Naturfluss wird die Wupper dadurch aber nicht.
Wille: Es bleibt die Strahlwirkung aus dem kanalartigen Ausbau, aus der Siedlungsentwässerung der Stadt, aus der Temperaturänderung durch den Betrieb der beiden Heizkraftwerke an der Wupper, aber auch aus der künstlichen Steuerung durch unsere Talsperren. Diese Faktoren greifen ineinander. Wir sprechen von komplexen Zusammenhängen in einem früheren Industriefluss. Es geht bei der Wasserrahmenrichtlinie um Lösungsansätze für die kommenden Jahrzehnte. Wir brauchen Zeit und Augenmaß. Und das über das angepeilte Jahr 2027 hinaus.
Mittlerweile ist die Wupper wieder ein Fischgewässer.
Wille: Richtig. Wichtig ist, ist, dass die Durchgängigkeit der Wupper weiter entwickelt wird. Das Spannungsfeld heute ist ein anderes als vor 30 Jahren, als es kaum Fische gab. Heute geht es auch um ihren Schutz.
Muss sich Ihr Nachfolger eigentlich Sorgen um das US-Leasing-Geschäft des Wupperverbandes machen?
Wille: Wir haben unsere Verträge 2001 und 2002 für zehn Klärwerke und einige Regenbecken mit zwei US-Investoren abgeschlossen. Das war damals ein Barwert von etwa 24 Millionen Euro. Angesichts der Zinsentwicklung sprechen wir heute über 30 Millionen Euro. Wir haben damit deutlich entschuldet, und das lässt sich auch an unserer positiven Beitragsentwicklung ablesen. Wir erstatten darüber jährlich Bericht, haben gute Kontakte zu unseren Geschäftspartnern — und es gibt da nichts, was uns Sorgen machen müsste. Bei einer Laufzeit von gut 25 Jahren haben wir jetzt Halbzeit.
Eine große Herausforderung bleibt der Hochwasserschutz.
Wille: Durch die Wupper-Talsperre und den Beyenburger Stausee ist er in Wuppertal im Einzugsgebiet der Wupper weitestgehend gegeben. Das verschafft uns Zeit, die wir in kleinen Einzugsgebieten wie am Mirker Bach nicht haben. Und auch dabei müssen wir die Menschen, die an hochwassergefährdeten Gewässern leben, aktiv einbeziehen. Der Staat wird das alleine nie lösen können. Wir als Verband können auf ein gutes Miteinander mit den Kommunen, mit der Industrie, mit unseren Mitglieder verweisen. Darauf sind wir stolz. Die Probleme können nur gemeinsam bewältigt werden. Das wird die Herausforderung der Zukunft sein, auch in Zeiten knapper Kassen und des demografischen Wandels: Auch bei uns geht es um eine Infrastruktur für viele hundert Millionen Euro.