Sanierungsmarkt trifft auf Gäste, die sich sehr gut auskennen
Die Besucher wussten oft sehr genau, worüber geredet wird – und die Fragen zielten in die Tiefe.
Elberfeld. Alle Räume sind voll, die Besucher kommen nicht nur, um dem Wochenendeinkauf mal einen etwas anderen Abschluss zu verleihen. Mit diesem Fazit betrachtet Wuppertals Baudezernent Frank Meyer zufrieden den Sanierungsmarkt, bei dem am Samstag in der Volkshochschule 23 bergische Aussteller aus dem Bau- und Energiesektor ihre Produkte vorstellten und fachmännischen Rat erteilten.
In der Tat handelte es sich nicht nur um ein interessiertes, sondern sogar um ein sehr versiertes Publikum, das sich auch nicht um die harten Fragen drückte. Immerhin waren Vorträge und Gesprächsrunden auf sehr spezielle Themen ausgelegt. Rohrdämmung ja oder nein und vor allem wie, Vorzüge eines hydraulischen Abgleichs im Heizungssystem und überhaupt: Welcher Heizungstyp soll es denn nun sein?
Deutlich war, dass Ungewissheiten und Gerüchte einen allzu hohen Einfluss auf Entscheidungen nehmen. "Die Nachfrage im Bereich der Pellets ist rückläufig", sagt beispielsweise Cordula Brendel, Klimaschutzbeauftragte der Stadt. Die Gewohnheit, stets kurzfristig vor dem Winter einzukaufen, habe dazu geführt, dass sich die Hersteller auswärtige Märkte erschlossen hätten. Das wiederum laufe auf Engpässe hinaus, sobald sich auch deutsche Verbraucher eindecken möchten.
Schnee von gestern, urteilt darüber der Hauseigentümer und Tischler Werner Kuhr. Sein Niedrigenergiehaus an der Sophienstraße hat nicht nur in Wuppertal Aufsehen erregt. Schließlich handelt es sich um ein Gebäude aus der Gründerzeit und gehört damit in einen Bereich, der oftmals als fragwürdig eingestuft wird.
"Sanierung im Bestand kostet leider oft so viel, dass man gleich neu bauen könnte", meint Cordula Brendel. Kuhr heizt dagegen in seinem Mehrfamilienhaus erfolgreich mit Pellets, hat intelligente Dämm-Maßnahmen eingesetzt und regelt den Luftaustausch über eine Anlage mit Wärmerückgewinnung.
Über seine Erfahrungen berichtet Kuhr an einem eigenen Stand, aber er kennt das Problem: "Wenn unter 20 Aufträgen einer nicht ganz rund läuft, ist das derjenige, der sich rumspricht." Entsprechend wertvoll ist ein solcher Sanierungsmarkt, bei dem Gerüchte durch eine fundierte Diskussion ersetzt werden.
Besonders tatkräftig unterstützt dabei die Verbraucherzentrale, deren "Stammtisch Energie" sich allmählich zur Institution entwickelt. Rat gibt es aber auch in anderen Bereichen, so beim Verband Privater Bauherren (VPB), bei dem ebenso die Neutralität gesichert ist. "Der Wille ist da", sagt Bruno Helmert-Schober vom VPB, "aber es hapert oft an der Umsetzung."
Für Mieter bleibt derweil nur die Hoffnung, dass die Hausherren aktiv werden. Beachtliches zeichnet sich auch da ab, etwa bei der GWG, die in Partnerschaft mit den Wuppertaler Stadtwerken noch in diesem Jahr die Sanierung für ihren gesamten Bestand abgeschlossen haben wird. Dass sich der Wohnwert einzelner Quartiere durch konsequentes Handeln steigern lässt, hat die GWG durch ihre Passivhaussiedlung in Nathrath bewiesen.