Trotz Überfall und Baustelle - der Eismann gibt nicht auf
Die Eisdiele "Sagui" am Robert-Daum-Platz macht schwere Zeiten durch. Der Chef und sein Team lassen sich aber nicht beirren.
Elberfeld. Bei der Kripo ist man sich sicher: "Ein Eismann wurde inWuppertal noch nie überfallen." Giuseppe Grigolo, der im "Sagui" amRobert-Daum-Platz Eis verkauft, ist leider der Erste. Er wurde amvergangenen Sonntag in seiner Eisdiele beraubt.Zuspruch gibt es von allen Seiten. Nahezu jeder "Sagui"-Stammkundespricht dem 53 Jahre alten Familienvater Trost zu. Kein Wunder:Grigolo hat am Sonntagabend einen wahr gewordenen Albtraum erlebt.
Dabeiwar es eigentlich ein grandioser Sonntag. Die Sonne sorgte auch im"Sagui" für einen Rekordumsatz. Eis, Kaffee und andereSommerköstlichkeiten gingen weg wie warme Semmeln im Winter. 1500 Eurospülte die Kundschaft in die Kasse. Grigolo: "So viel haben wir imApril noch nie eingenommen." Um 22 Uhr war Feierabend. Nur der53 Jahre alte Eis-Experte befand sich noch im Hinterzimmer des Lokals.Aufräumen, Einnahmen zählen - das Übliche.
Dann hört derEismann das Schlagen der Eingangstür. Er will nachsehen. Kaum hat erdas Hinterzimmer verlassen, spürt er den kalten Lauf einer Pistole ander Schläfe. Grigolo erinnert sich: "Der Mann sagte nur , Alles Geld’und auch noch ,Bitte’ zu mir." Ein Schock. Der 53-Jährige hat Angst -wer hätte die nicht? Er gibt dem Räuber die Tageseinnahmen.
GiuseppeGrigolo atmet tief ein. Die Erinnerung ist wieder da - an diesenkomplett in Schwarz gekleideten, unmaskierten 1,80 Meter großen Mann. Seit Sonntag. schläft er schlecht. Heute hat er wiedereinen Termin bei der Kripo. Vielleicht erkennt er den Räuber auf einemFahndungsfoto wieder.
Und das viele Geld? Die Versicherungzahlt nur einen Teil. Und selbst wenn man den Räuber erwischt - dieHoffnung auf Wiedergutmachung ist gering. "Das war bestimmt wieder soein Rauschgiftsüchtiger", sagt ein Gast. Und ein anderer ergänzt: "Derhat das Geld längst ausgegeben." Klar: Viele Gäste erinnern sich nochan Gründonnerstag. Da wurde am helllichten Tag die benachbarteSparkassen-Filiale von einem Junkie überfallen, der Geld für Drogenbrauchte. Der Räuber wurde samt Beute gefasst, sitzt in U-Haft.
DerWuppertaler Eisdielen-Räuber läuft noch frei herum. Grigolo glaubttrotzdem, dass die Pechsträhne fürs "Sagui" endlich vorbei ist. Seitder Familienbetrieb nach 15 Jahren am Loh in Barmen zumRobert-Daum-Platz umgezogen ist, gab es viele Hürden zu nehmen. Erstwurde die Sparkasse nebenan komplett renoviert. Jetzt laufen direkt vorder Haustür unterirdische aber trotzdem hör- und sichtbare Arbeiten amWuppersammler - bis 2008.
Immerhin: Der marode und dunkleFußgängertunnel unter der Briller Straße hinüber zurFriedrich-Ebert-Straße soll demnächst verschwinden. Grigolo sagt: "Daswäre gut. Der Tunnel ist schrecklich und stinkt vor allem wenn es warmist." Und überhaupt: "Das Leben geht weiter", sagt der 53-Jährige undlacht fast schon wieder so wie früher.