„Überhaupt keine Hemmungen“: Sechtsklässler als Germanen

Die WDG-Theater-AG zeigt „Romulus der Große“.

Elberfeld. Blutüberströmt stürzt ein römischer Soldat vor die Tore der Ewigen Stadt. Er hat schlechte Kunde vom Untergang Roms im Gepäck: Die Germanen stehen kurz davor, die Streitkräfte des Reichs zu besiegen. Kaiser Romulus interessiert sich aber nur für seine Haustiere. Welche Henne Eier gelegt hat, erscheint ihm wichtiger. Den Boten will er erst empfangen, wenn dieser gewaschen und rasiert ist.

Was Romulus nicht interessierte, darauf warteten mehr 200 Zuschauer in der Aula des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums umso gespannter. Dort führte die Theater AG Friedrich Dürrenmatts Komödie "Romulus der Große" auf. Eine echte Herausforderung für die 18 ständigen Mitglieder der AG und Regisseur Jörg Pletziger. Mehr als ein Jahr lang haben sie für die Premiere geprobt. Für die gut zwei Stunden dauernde Aufführung mussten besonders die Hauptdarsteller viel Text lernen. Nebenbei mussten die Schüler der zehnten bis 13. Klasse auch das liebevoll gestaltete Bühnenbild erbauen.

Die Stimmung war dennoch entspannt. Auch Friederike Michael, die die Schwester des Kaisers spielte, machte einen gelassenen Eindruck: "Nervös bin ich nicht, das kommt erst, kurz bevor ich auf die Bühne muss", sagte die 16-Jährige vor ihrem großen Auftritt. Etwas angespannter wirkte Pletziger, der die Theater AG leitet.

Den Höhepunkt inszenierte er mit einem Trick: Wenn sich in Dürrenmatts Stück herausstellt, dass die gefürchteten Germanen eigentlich recht friedlich sind, verdeutlichte die AG den Zuschauern das, indem die Germanen von Sechstklässlern gespielt werden. "Natürlich hatten sie keine Theatererfahrung, aber dafür auf überhaupt keine Hemmungen", sagte Jörg Pletziger.

Auch sonst interpretierten die Schüler die Vorlage recht unkonventionell: Dass der Kellner, der Romulus und seiner Familie das Frühstück bringt, mehrmals a la "Dinner for One" über einen Tonkrug stolpert, ist wohl erst selten in einer Aufführung des Stücks vorgekommen.

Viel Applaus und eine positive Kritik von Stefan Mück, dem Redakteur der Schülerzeitung "die Unvollendete", waren der verdiente Lohn.