Varresbeck: Feierstunde an der Ruhestätte
Die neue Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof am Eskesberg wurde jetzt ihrer Bestimmung übergeben.
Varresbeck. Nach dem jüdischen Kalender war es der 13. Ijar 5768, als am Sonntag in Wuppertal der erste jüdische Friedhof seit mehr als 100Jahren eingeweiht wurde. 1896 wurde die letzte Einweihung einer solchen Ruhestätte in der Stadt dokumentiert. Nach der Begegnungsstätte Alte Synagoge und der Bergischen Synagoge in Wuppertal nun ein weiteres, für die jüdische Gemeinde wichtiges Bauwerk: Der neue Friedhof bietet Platz für etwa 2000 Gräber.
Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky erklärte in seiner Rede, warum der Friedhof so bedeutend ist: "Der Grund, warum wir einen jüdischen Menschen in einer jüdischen Stätte begraben, ist der Glaube daran, dass dieser Mensch, genauso, wie er zu Lebzeiten Angehöriger einer jüdischen Gemeinschaft war, auch nach seinem Tod Angehöriger dieser Gemeinschaft bleibt."
Die Oberbürgermeister aus dem Städtedreieck kamen ebenso zur Einweihung wie Vertreter von christlichen Gemeinden und der Stadt. "Der Friedhof ist kein jüdischer Friedhof für Wuppertal. Er ist für das gesamte Bergische Städtedreieck gedacht und bereichert dieses", betonte Oberbürgermeister Peter Jung. Auch der Bürgermeister der Wuppertaler Partnerstadt Beer Sheva, Yaakov Terner, war gekommen, um das Trauerhaus zu würdigen.
Rabbiner Vernikovsky eröffnete seine Rede mit gemischten Gefühlen: "Die Absurdität dieses Trauerhauses liegt darin, dass wir dieses Haus so wenig wie möglich nutzen wollen. Denn wir wollen nicht Reden auf die Verstorbenen, sondern auf die Lebenden halten." Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, Leonid Goldberg, fand lobende Worte: "Wir sind stolz auf das, was hier geschaffen wurde."
Besondere Worte fand er auch für die Helfer. Ein-Euro-Jobber wurden eingesetzt, um das Haus zu bauen und die Grünflächen einzurichten. Michael Schulte ist einer von ihnen. Er war ebenfalls zur Eröffnung erschienen: "Wenn möglich, arbeite ich auch gerne hier weiter mit." Goldberg und auch der Leiter der Arge, Thomas Lenz, lobten die Arbeiter: "Bei uns werden nicht nur Wände gebaut, die wieder abgerissen werden. Dieser Ort bleibt bestehen", sagte Goldberg.
Finanziert wurden der Bau der Trauerhalle und die Gestaltung des Friedhofs durch einen Kredit von 500 000 Euro. Das Grundstück wurde der jüdischen Gemeinde vom damaligen Evangelischen Kirchenkreis Elberfeld geschenkt. Solingens Oberbürgermeister Franz Haug: "Wir werden versuchen, weitere Projekte im Verbund der Städte voranbringen. Im November wollen wir zum ersten Mal gemeinsam in Wuppertal der Reichspogromnacht gedenken."