Ölberg Eigentümer investieren in Immobilien auf dem Ölberg

Ölberg · Derzeit werden viele Fassaden auf dem Ölberg in Wuppertal erneuert. Spätestens seit der Kündigung zweier Geschäfte Anfang des Jahres gibt es eine Diskussion über die Zukunft des Wohnens im Viertel.

Am Ölberg wird in die Erneuerung der Fassaden investiert.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Wer derzeit die Marienstraße in Richtung Briller Straße hinunterfährt, kommt am aufgestellten Kran, der einmal über das Wohnhaus ragt, nicht vorbei. Der Hauseigentümer saniert derzeit nicht nur ein undichtes Dach, sondern bringt auch Fassade, Isolierung und Wohnungen auf Vordermann. Eine flächendeckende „Aufwertung“ des Ölbergs möchte derzeit aber (fast) niemand sehen.

„Wir haben das Gebäude vor etwa anderthalb Jahren gekauft“, berichtet Michael Baumeister von der Maklerfirma IP NRW, „Es war bereits beim Kauf klar, dass das Dach saniert werden muss.“ Auch am Lutherstift ist derzeit ein großes Gerüst aufgebaut. „Das dient zur Sicherung eines Sturmschadens“, so Wolfgang Paul, Geschäftsführer des Lutherstifts. Saniert wurden die Fassaden der teilweise denkmalgeschützten Gebäude laut Paul schon einige Jahre zuvor.

Spätestens seit der Kündigung zweier Geschäfte Anfang des Jahres gibt es eine Diskussion über die Zukunft des Wohnens auf dem Ölberg. Klaus Lüdemann, Bezirksvertreter in Elberfeld, hält die Befürchtungen vor einer Verdrängung, wie sie auf einem Treffen von Anwohnern Anfang des Jahres geäußert wurden, allerdings für überzogen: „Man muss immer genau hinschauen, aber das sind immer noch einzelne Objekte, die gekauft und saniert werden“, so Lüdemann, „das Thema ist wieder etwas verebbt“.

Auch Baumeister wehrt sich gegen den Begriff Aufwertung: „Ich würde eher von Erhalt sprechen“, so der Eigentümer und Makler, der auch in anderen Stadtteilen aktiv ist. Sven Macdonald vom Wuppertaler Büro für Quartiersentwicklung sieht ebenfalls keine massiven Verdrängungsprozesse am Werk: „Bei Gentrifizierung sehen wir einen kompletten Wechsel der Bewohner in einem Quartier. Davon kann auf dem Ölberg keine Rede sein.“ Vielmehr sei es wichtig, „dass sich jemand um die erhebliche Anzahl an Immobilien kümmert, die es bitter nötig hätten, in Stand gehalten zu werden.“ Dass sich die Diskussion gerade um den Ölberg dreht, ist laut Macdonald auch verständlich: „Wir sehen seit mindestens zehn Jahren, aber eigentlich schon immer, dass sich auf dem Ölberg ein urbanes Szeneviertel etabliert hat.“ Was dem Quartier dabei besonders zu Gute komme, seien die „Stadtteilaktivitäten und -bünde, die dort aktiv sind und dass dort wenig anonyme Eigentümerstrukturen zu finden sind“, so Macdonald.

Ein Vertreter dieser Stadtteilnetzwerke ist Thomas Weyland, Mitglied der Ölberggenossenschaft, die sich seit 2009 dafür einsetzt, dass Wohnen auf dem Ölberg bezahlbar und modern zugleich bleibt. „Ja, es gibt ein paar Sanierungen auf dem Ölberg. Auch wir als Genossenschaft haben zuletzt ein Objekt an der Zimmerstraße saniert, um quasi mit gutem Vorbild voranzugehen“, erklärt Weyland. Mieterhöhungen im Zuge der Sanierungen sieht er teils als notwendig an. „Aber wenn man dann Kaltmieten von acht Euro pro Quadratmeter oder höher sieht, muss man das kritisieren“, stellt Weyland klar. „Aber größtenteils sprechen wir von moderaten Erhöhungen, die zu keiner Verdrängung führen.“ Die Sanierung an der Marienstraße komme laut Eigentümer Baumeister sogar gänzlich ohne Mieterhöhung aus. „Alle bisherigen Mieter bleiben dort auch wohnen“, so Baumeister.

Doch wann ist der Punkt erreicht, wo die Entwicklung kippt? „Wir müssen natürlich immer beobachten, wo Eigentümerwechsel stattfinden“, sagt Weyland, der auch die Initiative mobiler Ölberg mit ins Leben gerufen hat. „Zudem muss die Stadt ein Auge darauf behalten und städtebauliche Instrumente entwickeln“, fordert Weyland. „Man muss sich auch fragen, ob der Ölberg ein ‚closed-shop‘ sein soll, oder auch neue Leute kommen sollen“, so Lüdemann.

„Die Modernisierung ist ein komplexes Thema“, stellt auch Bernhard Sander, für die Fraktion der Linken im Stadtentwicklungsausschuss, fest. „Die Gefahr besteht natürlich, dass nach Sanierungen die Mieten steigen und Mieter verdrängt werden“, so Sander, „dass das hier flächendeckend auf dem Ölberg stadtfindet, ist mir allerdings nicht bekannt.“ Zugleich kritisiert Sander, dass das Thema im Stadtentwicklungsausschuss aus seiner Sicht nicht ausreichend thematisiert werde: „Bei der Verwendung von öffentlichen Geldern oder bei Neubauten würden wir etwa eine Sozialwohnungsquote befürworten“, so Sander.