Plöpp-Mobs und Demo für Schwelmer Brauerei

Eine 6200 Menschen starke Facebook-Gruppe macht sich für den Erhalt der Brauerei stark — mit nur geringen Chancen.

Wuppertal/Schwelm. Es ist ein wichtiges Stück Heimatgefühl, das nicht nur die Schwelmer zu verlieren drohen, wenn die im Jahr 1830 gegründete Schwelmer Brauerei tatsächlich wie angekündigt zum 30. September dieses Jahres für immer schließt. Und mit dieser Schließung mag sich eine eigens zum Erhalt der Brauerei gegründete Facebook-Gruppe zumindest widerstandslos nicht einfach abfinden. Mehr als 6200 Mitglieder haben sich dort rasant schnell registriert, darunter zahlreiche Wuppertaler.

Der Gruppe ist wohl klar, dass die Chancen zum Erhalt der Brauerei sehr begrenzt sind, an Aktivitäten mangelt es deshalb aber noch lange nicht. Eines der Instrumente: Plöpp-Mobs. Dabei verabreden sich meistens sehr viel kleinere Gruppen im Internet, suchen einen Getränkemarkt auf — und kaufen Schwelmer Bier. Das Ziel ist klar: Der Absatz soll über gemeinschaftliches Bierkaufen sichergestellt werden. Doch das bringt auch Enttäuschungen mit sich: Ein Markt in Ennepetal hatte jüngst gerade einmal noch zwei Flaschen Schwelmer Weizen — mehr nicht. Denn als der Insolvenzverwalter erstmals angekündigt hatte, dass die Schwelmer Brauerei entgegen vieler Hoffnungen doch schließen werde, listeten etliche Händler das Bier umgehend aus. Der Absatz brach innerhalb weniger Tage auf die Hälfte des vorherigen Volumens zusammen.

Freitag, bei einer eigentlich als Aktion zur Rettung des Schwelmer Freibades (ein Bürgerbad) gedachten Veranstaltung, ging es dann auch um die Rettung der Brauerei. Und für Samstag hat die Gruppe für 10 Uhr zu einer Demonstration in Schwelm aufgerufen. Übrigens ausdrücklich mit dem Appell, friedlich zu bleiben und niemanden zu belästigen.

Alles gut gemeinte Aktionen, die das Ende der Brauerei (egal welches Gerücht gerade die Runde macht) nach Ansicht von Insidern aber kaum verhindern werden können. Dass überhaupt jetzt noch Bier an Händler verkauft werden kann, liege vor allem daran, dass es gelungen ist, in Sachen Leergut Sonderregelungen zu treffen. Sonst würde sich wohl kaum noch ein Händler auf das Risiko einlassen.

Stefan Jukic, Prokurist der Brauerei, kann trotzdem nur feststellen: „Ich bin traurig, dass es ein Ende nimmt. Aber es nimmt ein Ende.“ Das Brauen hat die Schwelmer bereits eingestellt. Es ist aber trotzdem noch genügend Bier fertig und in nach dem Brauen ansetzenden Produktionsprozessen vorhanden. „Bei den aktuellen Absatzzahlen reicht das noch für zwei Monate“ sagt Jukic. Das heißt: Auch für das traditionsreiche Schwelmer Heimatfest am ersten September-Wochenende ist genügend Bier vorhanden. Und auch bei diesem Heimatfest wird es aller Voraussicht nach an den Ständen so gut wie ausschließlich Schwelmer Bier zu trinken geben. Jukic ist allerdings einigermaßen überzeugt, dass es das letzte Heimatfest mit Schwelmer Bier sein wird.

Denn auch immer wieder auftauchende Gerüchte über einen Neubau ließen sich in der Realität wohl kaum umsetzen. Solch ein Neubau würde demnach wohl rund 20 Millionen Euro verschlingen. Bei einer Rendite von nur etwa einem Prozent sei es schwierig, Investoren zu finden.

Und so erhalten andere Gerüchte Nahrung: Solche, wonach für die nicht unter Denkmalschutz stehenden Grundstücksteile (und das sind etwa zwei Drittel) sehr bald eine neue Nutzung geplant werden könnte.