300 Bäume fallen, Halden wachsen empor

Die Arbeiten im Osterholz dienen der Erweiterung der Kalkwerke. Eine 30 Meter hohe Halde soll Naherholungsziel werden.

Vohwinkel. Wer in den letzten Wochen im westlichen Osterholz unterwegs war, dürfte es kaum übersehen haben: Hier finden umfangreiche Baumfällungen statt. Grund der Maßnahme ist die Steinbrucherweiterung der Kalkwerke Oetelshofen. Rund 300 Bäume müssen dafür weichen.

Foto: Anna Schwartz

Die Arbeiten sind bereits weitgehend abgeschlossen. Der Abtransport der Stämme soll möglichst bald erfolgen. Die Kalkwerke verweisen auf die mit der Fällung verbundenen Ausgleichspflanzungen in der Umgebung. „Wir haben bereits im Vorfeld mehrere Neuaufforstungen vorgenommen“, sagt Geschäftsführer Jörg Iseke. Rings um den Steinbruch sei in den vergangenen Jahren eine Fläche von dreifacher Größe als neuer Wald angelegt worden. „Dazu gehören unter anderem Linden und Hainbuchen“, erklärt der vom Unternehmen beauftragte Forstwirtschaftsmeister Sven Noack. Zudem seien im Bereich Schöller besonders seltene Baumarten wie Wildapfel, Wildbirne und Elsbeere eingesetzt worden. „Die gefällten Bäume wurden vorher auf Fledermaushöhlen untersucht“, sagt Noack.

Zudem habe man auf die Erdkröten Rücksicht genommen. Erst nachdem diese abgewandert waren, durfte mit dem Fällen der Stämme und dem Ausgraben der Wurzelballen begonnen werden. Die Maßnahme wurde im Rahmen der Planfeststellung des Steinbruchbetriebs genehmigt. Dazu gehört auch der Bau von zwei neuen Halden (siehe Infokasten).

Das Verfahren hat eine lange Vorgeschichte und wurde 2013 abgeschlossen. Gedauert hat es insgesamt 14 Jahre. Über 40 Behörden und Institutionen waren daran beteiligt. Das Unternehmen benötigte die zusätzlichen Flächen, da seine bisherigen Haldenkapazitäten zum damaligen Zeitpunkt so gut wie ausgelastet waren. Die Erweiterung war bei den Anwohnern allerdings äußerst umstritten. Sie befürchteten während der Bauzeit Lärm und Staub sowie mögliche Schäden an ihren Häusern durch näher rückende Sprengungen. „Diese Sorge hat sich glücklicherweise nicht bestätigt“, berichtet Geschäftsführer Moritz Iseke. Man halte sich an alle Vorgaben und gehe in vielen Fällen auch darüber hinaus. So wurden mehrere Messstationen für Sprengungsvibrationen aufgestellt.

Eine davon befindet sich in der denkmalgeschützten Kirche Schöller. Die Grenzwerte würden um die Hälfte unterschritten „Auch beim Bau der Halden gab es keine nennenswerten Beschwerden“, sagt Moritz Iseke. Die Situation habe sich insgesamt wieder beruhigt. Das bestätigt zumindest Peter Thüns vom Bürgernetzwerk „Holthusen“. „Wir haben sehr gute Gespräche mit den Kalkwerken geführt und die entsprechenden Abstimmungen wurden auch eingehalten“, berichtet er. Neben der Zahl der Messstationen habe man bezüglich der baulichen Gestaltung der Halden und der Umweltschutzaspekte eine positive Einigung erzielen können“, sagt Thüns.

Er könne allerdings nicht für alle Anwohner sprechen. Auch nach Genehmigung der Erweiterung können die Kalkwerke nicht völlig sorgenfrei in die Zukunft schauen. Bereits in spätestens vier Jahren sind die Halden voll ausgebaut - deutlich früher als angenommen. „Das freut natürlich die Anwohner, aber für uns ist das ein echtes Problem“, sagt Jörg Iseke. Die Firma Oetelshofen prüft gerade die möglichen Alternativen. „Wir können den Abraum schlecht auf Flächen lagern, die noch verwertbar sind“, sagt Iseke. Die Firma muss daher möglichst bald eine Lösung finden.