Debatte um L 629 Umstellung des Nahverkehrs stößt in Vohwinkel auf Kritik

Vohwinkel · Geplante Fahrplankürzungen der WSW bei der L 629 sorgen unter den Vohwinkelern für Ärger.

„So lange wir kürzen, anstatt den ÖPNV attraktiver zu machen, konterkarieren wir unsere Klimaziele“, sagt der zweite stellvertretende Bezirksbürgermeister Henrik Gurke.

Foto: CDU

Die geplanten Fahrplankürzungen der WSW sorgen auch in Vohwinkel für Ärger. Das gilt insbesondere für die Änderungen bei der Buslinie 629. Diese soll im regulären Betrieb künftig gestrichen werden. Stattdessen ist der Einsatz von sogenannten „TaxiBussen“ vorgesehen, die nach Vorbestellung per Online-Buchung oder Telefon auf dem Linienweg verkehren. Die WSW begründen den Schritt mit stark gesunkenen Fahrgastzahlen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei selbst eine Bedienung mit kleineren Bussen unangemessen. Die nach Aussage der Stadtwerke geringe Nachfrage könne auch mit dem „TaxiBus“-Angebot gedeckt werden. Das sehen die Bewohner der von der Kürzung besonders betroffenen Lüntenbeck anders.

Gerade ältere Menschen haben mit der Umstellung Probleme

„Hier in der Siedlung leben viele ältere Menschen, die auf die Linie 629 angewiesen sind, weil sie kein Auto mehr fahren“, sagt etwa Klaus Danielzig. Der 83-Jährige betreut in der Lüntenbeck einen Seniorenkreis und kennt die Probleme seiner betagten Nachbarn. „Die haben in der Regel kein Handy und keinen Computer und werden mit dem neuen System große Schwierigkeiten haben“, befürchtet er. Für ihn sind die Kürzungen eine „traurige Entwicklung“. Ähnlich sieht es Antonia Dinnebier von der Schloss Lüntenbeck GmbH. „Die Taktfrequenz der Linie 629 wurde in den vergangenen Jahren immer weiter ausgedünnt und damit unattraktiv gemacht“, berichtet sie. Tatsächlich fährt der Bus derzeit nur noch einmal pro Stunde und an Sonntagen gar nicht. „Da ist es doch nicht verwunderlich, dass die Fahrgastzahlen sinken“, findet Antonia Dinnebier. Auch für die nach Corona wieder geplanten Veranstaltungen im Schlosshof sei die Streichung der Buslinie ärgerlich, da Besucher dann größtenteils mit dem Auto anreisen müssten. „Das ist doch überhaupt nicht im Sinn einer ökologischen Verkehrswende“, so Dinnebier.

Bezirksvertreter  sehen
falsche Signalwirkung

Rückendeckung bekommen die Bürger von der Vohwinkeler Politik. Unter anderem gibt es deutliche Kritik der CDU Fraktion im Stadtteil an den Kürzungen. „Neben der Fragwürdigkeit einer solchen Maßnahme sehen wir ein strukturelles Defizit darin, dass die Bezirksvertretungen nicht vorab in die Planungen eingebunden wurden“, sagt Fraktionssprecher Carsten Heß. Der zweite stellvertretende Bezirksbürgermeister Henrik Gurke (CDU) sieht zudem eine falsche Signalwirkung: „So lange wir kürzen, anstatt den ÖPNV attraktiver zu machen, konterkarieren wir unsere Klimaziele“, lautet seine Meinung. Deutlich ist auch eine Stellungnahme der Vohwinkeler SPD Fraktion. „Wir nehmen den Bericht der Verwaltung zu den anstehenden Kürzungen des ÖPNV-Angebotes in unserer Stadt mit großem Unbehagen zur Kenntnis“, heißt es hier. Damit könne und wolle man sich einverstanden erklären. „Wir verkennen nicht die Zwangslage der WSW, die sich leider als einziger Verkehrsträger der Stadt nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten darstellen muss und vermeintlich gezwungen ist, an Kostenschrauben zu drehen. Es gibt aber intelligentere Maßnahmen und Einsparpotentiale im System der WSW Mobil zu heben“, schreibt die Fraktion.