Wuppertals Werbeschilder trugen seine Handschrift
Der Beruf des Schildermalers ist ausgestorben. Wolfram Wardenbach ist einer der Letzten in Wuppertal.
Kothen. Konzentriert zeichnet er mit ruhiger Hand eine Zahl auf die Bleifolie, die er auf einem Schild ausgebreitet hat. Mit einem kleinen Messer schneidet er die Neun aus und bepinselt die freie Fläche mit Farbe. „So wurde früher Werbung gemacht,“ sagt Wolfram Wardenbach, der wohl letzte Schildermaler in Wuppertal. Ziffer für Ziffer und Buchstabe für Buchstabe malte er einst per Hand auf große Werbeschilder, bis der Computer seine Arbeit übernahm. „Der Beruf hieß Schildermaler, heute wird dieser durch den Werbetechniker ersetzt“, sagt Wardenbach.
1948 begann er mit der Lehre in Düsseldorf und absolvierte 1951 seine Gesellenprüfung. Direkt stieg er in den Familienbetrieb an der Schlossstraße ein. „Für meinen Vater war der Betrieb eine Notlösung, die aus der Arbeitslosigkeit entstanden ist“, erzählt Wolfram Wardenbach. „Jedoch brauchte keiner zu dieser Zeit Schilder.“ Nachdem er den Betrieb übernommen hat, wurde dieser einer der bekanntesten in ganz Wuppertal. „Es gab Zeiten, da waren alle Schwebebahnen von uns beschriftet“, erzählt der 80-jährige Rentner. Acht bis 14 Tage dauerte die Beschriftung einer Bahn. Spielhoff, Herberts, Jackstädt, Seiler Papier oder die Konditorei Rübel gehörten zu seiner Wuppertaler Kundschaft. „Der große Modeladen Wolljäger und Weine Orthmann waren meine besten Kunden — die haben ihre Schriftzüge immer in Blattgold bekommen.“
Auch über die bergischen Grenzen hinaus, war seine Arbeit gefragt — bis nach Oldenburg reiste Wardenbach mit seinen Gesellen, um Lkw, Busse, Schilder und Giebelwände zu beschriften. „Das Weiteste war die Insel Rhodos“, erinnert sich der Schildermaler. „Dort habe ich einem Griechen im Urlaub geholfen, ein Schild zu beschriften“, erzählt er. „Und danach feierte er als Dank ein großes Fest.“ Wenn Wolfram Wardenbach an seine Arbeitszeit zurückdenkt, kann er nicht sagen, wie viele Arbeiten er gemacht hat. „Das sind so viele. Aber an eine kann ich mich noch genau erinnern. Das war die schwerste,“ sagt er. „Wir mussten für Spielhoff einen Giebel bemalen. Und zwar aus der Vogelperspektive — wir hatten keinen Fluchtpunkt.“
Er bemalte sogar die Wuppertaler Ampelgläser schwarz, damit das Ampelmännchen leuchten konnte. „Die Gläser waren gebogen, und keine Maschine konnte diese Form bemalen“, erklärt Wardenbach. Eins war für ihn in seiner Arbeitszeit aber immer klar: „Ich habe alle Aufträge von extremen Parteien abgelehnt — ob rechts oder links. Meine Arbeit sollte nicht damit in Verbindung gebracht werden.“
Obwohl er 2004 seinen Betrieb geschlossen hat, glänzt im Schaufenster des alten Ladens immer noch das Schild in goldenen Lettern: „Werbung durch Farbe und Licht in Bild und Schrift — Wardenbach Reklame.“ Für den Wuppertaler ist sein Beruf eine Lebensaufgabe. Auch heute fertigt er für Freunde und alte Kunden noch Beschriftungen an. „Mein letztes Projekt war in Düssel,“ sagt er. Dort hat Wardenbach fromme Sprüche an die Wände der kleinen evangelischen Kirche gemalt.
Die Entwicklung des Berufes von der Handarbeit zur Computerarbeit macht ihn etwas wehmütig. „Früher musste man was können — die Arbeit war persönlich. Heute muss man nur noch Knöpfchen bedienen.“