Begrabt mein Herz in Wuppertal Uwe Beckers Herbstferien auf dem Bauernhof

Wuppertal · Der WZ-Kolumnist erinnert sich an seine Angst vor dem Landleben.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Mein erster Gedanke am Montagmorgen war: Hoffentlich haben die Traktoren Winterreifen drauf. Aber tragen die ihre dicken Profile nicht ganzjährig? Bitte melden Sie sich jetzt nicht zu Wort, es ist mir auch eigentlich egal, wie die Reifen der Traktoren beschaffen sind. Unsere Straßen hier in Wuppertal sind größtenteils schon länger in einem erbärmlichen Zustand und laufen nun Gefahr, dass das schwere landwirtschaftliche Gerät der protestierenden Landwirte ihnen endgültig den Rest gibt. Wenn sie bei ihren Staffelfahrten und Blockaden gleichzeitig auch ein Zeichen gegen Rechts setzen würden, kämen ihre Forderungen nach weiteren Subventionen und Vergünstigungen etwas sympathischer rüber. Beängstigender als jeder Protest der Landwirte ist aber, wenn AfD-Funktionäre sowie Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion gemeinsam mit Rechtsextremisten über die sogenannte „Remigration“ debattieren. Da überlege ich als Inländer schon, ob ich nicht lieber ins Ausland gehe, wenn sich die Lage hier weiter verschlimmert. Allerdings bekomme ich ja schnell Heimweh, daher käme dann eher ein bewaffneter Widerstand an der Heimatfront für mich in Frage. Hoffen wir mal alle, dass es dazu nicht kommt, und man die ganzen Idioten in Schach halten kann, da meine letzten Übungen mit einer Maschinenpistole auch schon fünfzig Jahre zurückliegen, als ich hoch im Norden meinen Wehrdienst nahe der Grenze zur DDR leistete. Alles unschön.