Krebserkrankung Vom Patienten zum Medizinstudenten: Wuppertaler Marius Mones erzählt seine Geschichte
Wuppertal · Beim Patiententag am 22. März in der Stadthalle erzählen an Krebs Erkrankte ihre Geschichte – einige auch in der WZ.
„Ich lebe heute gut mit einer überstandenen Krebserkrankung. Aber es war schon eine harte Phase, die man nicht mehr vergisst“, sagt Marius Mones. Der heute 30-Jährige blickt auf eine Behandlung zurück, die nicht nur sein Leben gerettet, sondern als Nebenwirkung auch seine Berufswahl entscheidend beeinflusst hat.
Marius Mones war 2016 als Rettungssanitäter im Patientenbegleitdienst des Helios Universitätsklinikums beschäftigt, spielte viel Fußball und wunderte sich erstmal nicht, als er häufiger als sonst müde und schlapp war. „Plötzlich konnte ich auf meiner Haut malen“, erzählt er. „Das war das erste auffällige Symptom. Die Haut schwoll an, wenn man über sie kratzte, und eine Art rote Schrift trat hervor.“ Hinzu seien über einen längeren Zeitraum Schluckbeschwerden und tastbare Lymphknoten gekommen. „Irgendwann machte ich mir dann doch Sorgen.“
Es begann eine Zeit der Unsicherheit. Die Ärzte fanden zunächst nichts, doch der Hausarzt gab nicht auf und verordnete eine Bildgebung. Mittels Kontrastmittel-CT fand man vergrößerte Lymphknoten und in der Lunge Rundherde, also ein verdicktes Gewebe. „Sie gehen sofort ins Krankenhaus“, hieß es dann – und am nächsten Tag schon wurden eine Bronchoskopie und andere Untersuchungen gemacht, ein Lymphknoten über die Lunge entfernt. Lymphknotenkrebs lautete die Diagnose.
„Dieser erste zweiwöchige Aufenthalt hat mich kalt erwischt“, erinnert sich Marius Mones. Vor der Chemo wollte er erstmal nur nach Hause. Dr. Schmalz, sein behandelnder Onkologe am Helios Universitätsklinikum, sagte ihm: „Sie brauchen nicht irgendeine Chemotherapie, Sie brauchen die beste.“ Die gab es für ihn im Rahmen einer Studie der German Hodgkin Study Group (GHSG) mit einem neuen Antikörper am Universitätsklinikum Köln. Diese Klinik ist weltweit führend im Bereich der Behandlung von Hodgkin-Lymphomen. Zudem konnte der junge Patient in eine Studie aufgenommen werden, die ihm die Behandlung mit einem vielversprechenden neuen Medikament ermöglichte. Eben diese Studie konnte kurze Zeit später auch am Helios Universitätsklinikum Wuppertal angeboten werden.
„Ich habe die sechs Zyklen recht gut vertragen, hatte aber Kopfschmerzen und war sehr schlapp. Diese Krankheit ist isolierend“, resümiert Marius Mones im Rückblick. Nicht, weil er keinen Besuch erhalten hätte, im Gegenteil. Der Kontakt zu Freunden und Familie war intensiv. „Aber ich habe mich trotzdem oft allein gefühlt, weil die Menschen um einen herum mit dieser Diagnose überfordert sind. Auch mich selbst hat sie mit Gefühlen konfrontiert, die sich keiner vorstellen kann, der es nicht erlebt hat.“ Unter anderem deswegen lässt sich Marius Mones jetzt, Jahre nach der Behandlung, seit einem Jahr psychotherapeutisch behandeln.
„Am Heiligabend wurde ich entlassen. Als ich den letzten Tropfen Chemo erhielt, war ich am Tiefpunkt, konnte keine Flasche Wasser allein öffnen. Aber als im Januar der Anruf kam, dass der Krebs richtig und vollständig weg ist, ging es wieder aufwärts“, erzählt er. Er wurde langsam wieder fit, konnte im November wieder voll arbeiten. Lange Zeit hatte er nicht so eine richtige Idee, was er beruflich machen wollte, dachte über ein Bauingenieur-Studium nach. „Aber die Erlebnisse in der Behandlung haben mich überzeugt: Obwohl mein Abi nicht das beste war, wollte ich es mit Medizin probieren“, berichtet Marius Mones.
Um die Wartezeit zu überbrücken, hat er noch 2018 eine Pflegeausbildung begonnen, nach einem Jahr bekam er dann die Zusage für einen Studienplatz. In einem Jahr wird er sein zweites Staatsexamen machen. Eins seiner vier Praktika im Studium (Famulatur) tritt er in Kürze in seiner Heimatstadt Wuppertal an. „Ich freue mich schon darauf, viele alte Kolleginnen und Kollegen, aber natürlich auch manche meiner behandelnden Ärzte wiederzusehen und mit ihnen zu arbeiten.“
Dr. med. Blasius Liss und Dr. med. Oliver Schmalz betreuen viele junge Patienten wie Marius Mones. „Obwohl das Hodgkin-Lymphom eine hervorragende Prognose hat und in nahezu allen Fällen geheilt werden kann, ist die Diagnose gerade bei jungen Patienten immer ein Schock“, wissen die Mediziner.
Sie betonen, dass es gerade dann darauf ankomme, nicht nur die Behandlung zu sehen, sondern immer auch die vielen Jahrzehnte Leben „nach dem Krebs“: „Es ist wichtig, die Zeit nach der Therapie gleich mit zu denken, das heißt Kinderwunsch, Erhalt der Arbeitsfähigkeit, psychische Unterstützung“.
Auch die wissenschaftlichen Studien der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe, der das Helios Universitätsklinikum angehört, zielen zunehmend darauf ab, die Langzeitnebenwirkungen der Therapie zu minimieren und die Heilungschancen gleichzeitig aufrechtzuerhalten.