Erlebnisse aus dem Krieg Drei Nächte ohne Schlaf: Wie Anzhela Halytska aus der Ukraine nach Wuppertal geflüchtet ist

Wuppertal · Die 55-Jährige ist mit ihrer Tochter bei einer alten Schulfreundin in Elberfeld untergekommen, ihre Gedanken sind noch in der Heimat – dort kämpft ihr Sohn.

 Esther Tsatskina (l.) hilft Anzhela Halytska bei ihrem Weg zurück in ein geregeltes Leben. Die Ukrainerin ist überwältigt von der Anteilnahme in Deutschland.

Esther Tsatskina (l.) hilft Anzhela Halytska bei ihrem Weg zurück in ein geregeltes Leben. Die Ukrainerin ist überwältigt von der Anteilnahme in Deutschland.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Eine Woche nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sieht Anzhela Halytska keinen Ausweg mehr. Viele ihrer Nachbarn sind schon längst weg. Aus Angst davor, dass der Beschuss durch die Russen in der Stadt Charkiw beginnt. Diesen Terror muss die 55-Jährige noch miterleben. Der Keller im Wohnhaus, in dem sie mit ihrer 15-jährigen Tochter lebt, ist bereits überfüllt mit Schutzsuchenden. Seit drei Tagen schlafen die beiden Ukrainerinnen daher im Flur ihrer Wohnung auf dem Boden - eben so weit weg von den Fenstern wie möglich. Irgendwann schaut Halytska nach draußen und sieht eine zerstörte Nachbarschaft. Ein Bekannter sagt: „Ihr müsst jetzt weg.“ Halytska packt einen Rucksack mit dem Nötigsten: Zahnbürsten, ein paar T-Shirts, Unterwäsche. Dann beginnt nachts um 3 Uhr die Flucht. Ein Nachbar fährt die Halytskas zum Bahnhof. Taxis sind von den Straßen verschwunden. Der Bahnhof ist überfüllt von Menschen, die die Ukraine verlassen wollen. Mit Glück schafft es die 55-Jährige, Zugtickets nach Polen zu kaufen. Ihr Ziel: Wuppertal.