Wuppertaler Geschichte Die tragische Geschichte des Titus Maria Horten im Nationalsozialismus

Serie | Wuppertal · Die Leidensgeschichte von Titus Maria Horten begann mit der Machtergreifung der Nazis. Wuppertaler Geschichte.

Titus Maria Horten

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Helmut Horten ist ein Name, den man vermutlich noch kennt: einst ein steinreicher Kaufhausunternehmer, tief verwickelt in eine Parteispendenaffäre zugunsten der FDP, bei der es -im Maßstab der 1980er Jahre- um die gewaltige Summe von 6 Millionen DM ging. Im Nationalsozialismus war Horten ein Profiteur der „Arisierung“ jüdischer Kaufhäuser, als er 1936 -nach zuvor erzwungenem Verkauf- ein Haus weit unter Wert erwarb, jüdische Angestellte feuerte, sich dafür in der NS-Presse feiern ließ und so den Grundstein für sein späteres Kaufhausimperium legte. Um seine Person geht es an dieser Stelle aber nur am Rande, sondern um die Geschichte seines Patenonkels Titus Maria Horten, eine am Ende tragische Kontrastfigur zu seinem opportunistischen Neffen. Titus war ein landesweit bekannter Dominikaner und katholischen Priester, der 1882 in Elberfeld als Kind der tiefgläubigen Familie eines Staatanwaltes geboren wurde und ursprünglich auf den Namen Franz hörte. Alle seine Geschwister waren in Glaubenskarrieren gebunden. Der Vater starb früh, die Mutter trat in den Orden der „Heimsuchung Mariens“ ein, zwei Schwestern ebenfalls, ein Bruder wurde Dominikanerpriester, ein anderer Orientalist. Franz verbrachte die Schulzeit zunächst in Venlo, machte ein Jahr vor dem frühen Tod des Vaters dann Abitur in Leipzig. Gegen den Wunsch seiner Mutter entschied er sich für ein Sprachstudium in Englisch und Französisch, was ihn durch eine Reihe international renommierter Hochschulen führte. Franz promovierte schließlich in Bonn mit einer Arbeit über den Sprachstil des englischen Schriftstellers Daniel Defoe, den Erfinder der Abenteuer des Robinson Crusoe. Alles deutete auf eine bildungsbürgerliche Karriere hin. Doch dann trat auch Franz 1909 in den Dominikanerorden ein und änderte seinen Namen in Titus Maria. In den Folgejahren studierte er noch Philosophie, habilitierte erfolgreich zum Professor und leitete von 1923 bis zu seinem Tod den Albertus-Magnus-Verlag, der eine Ordenszeitschrift, Traktate, Bücher und Kalender herausgab. Zugleich fand man ihn in zahlreichen wichtigen Funktionen und administrativen Ämtern des Dominikanerordens.