Am späten Abend des 9. November 1989 rief meine Mutter an, zunächst erkundigte sie sich nach meinem Wohlergehen, und ich sollte jetzt doch mal schnell den Fernseher einschalten, die Mauer wäre offen. Ich weiß noch, dass ich an diesem Tag privaten Kummer hatte, mir war das Schicksal der DDR in diesem Moment völlig gleichgültig, was meine Mutter zwar irgendwie verstand, meinte aber dennoch, ich sollte mich wenigstens für die Menschen ein bisschen freuen, weil sie wie in einem riesigen Freiluft-Gefängnis gelebt hätten, jetzt könnten sie endlich dahin reisen, wo sie früher nicht hindurften. So hatte ich das nie gesehen, schlimmer empfand ich die dortige Versorgungslage mit schlechten Zigaretten, Kaffee und dem Mangel an Bananen und anderen Früchten. Und dass sie keine richtigen Jeans hatten.
Begrabt mein Herz in Wuppertal Wuppertal-Kolumne: Wenn Elberfeld in Barmen läge
Wuppertal · Am 9. November fiel die Berliner Mauer. Für unseren Kolumnisten ist die Wiedervereinigung aber noch längst nicht abgeschlossen. Auch nicht in Wuppertal.
09.11.2022
, 10:30 Uhr