Auf Anette Links Visitenkarte steht „Mitglied der Gilde Europäischer Märchenerzähler“. Ein Titel, den sich die 75-Jährige hart erarbeitet hat. Denn: Wer in die Gilde will, muss ein großes Repertoire an Märchen frei und lebhaft vortragen können. Wenn die Wuppertalerin von ihrer Prüfung berichtet, wird schnell klar: Die Märchengilde meint es ernst. „Es wird darauf geachtet, dass das Märchen Wort für Wort wiedergegeben wird“, berichtet Link, die mehrere Seminare besucht hat, um die Kunst des Erzählens zu meistern. Zudem werde auf Gestik und Mimik geachtet, wobei es gleichzeitig verpönt sei, die Stimme zu verstellen, um bestimmte Charaktere zu sprechen. „Das ist streng verboten.“ Die Prüfung setzte sich aus drei Märchen-Vorträgen an drei Tagen zusammen: einem öffentlichen, einem in einer Schule und einem Vortrag vor einem Prüfungsgremium. Welches Märchen aus dem Bestand des Prüflings auf dem Programm aus dem steht, wird vorher nicht angekündigt. „Mein Prüfungsmärchen war Rumpelstilzchen“, erinnert sich Link.
Personen Wuppertaler Erzählerin Anette Link kann 130 Märchen auswendig aufsagen
Vohwinkel · Die 75-Jährige hat jahrelang geübt, um einer Märchengilde beizutreten – ihr Talent hilft ihr auch bei der Sterbebegleitung.
03.02.2022
, 12:30 Uhr