Leider weiß ich nicht mehr genau, wie wir darauf kamen, aber meine Frau und ich unterhielten uns vor einigen Tagen, bei Kaminfeuer, Glühwein und Spekulatius, über meine nicht allzu erfolgreiche Schulzeit. In diesem Zusammenhang erinnerten wir uns beide an die Bundesjugendwettspiele. Ich weiß, dass ich bei den Sommerspielen (Sprint, Wurf und Weitsprung) niemals eine Sieger- oder gar Ehrenurkunde bekommen habe, obwohl ich aktiver Fußballer war, jung, schlank, ausdauernd und gelenkig wie ein Schlangenmensch. Ich glaube, es lag daran, dass ich die geforderten Sportübungen nicht ernst nahm. Als Fußballer musste ich weder weit springen, noch einen Ball werfen. Auch die Schnelligkeit war in meiner Position als Mittelstürmer damals nicht allzu wichtig, da ich immer früh genug genau dort stand, wo der Ball hinfiel. Seltsamerweise und zur Verblüffung aller in meiner Klasse gewann ich aber zu einer späteren Zeit eine Ehrenurkunde bei den Wettkämpfen im Winter, ausgerechnet an den verhassten Turngeräten. Besonders gut gelang mir übrigens die Endo-Grätsche, benannt nach ihrem Erfinder, YukioEndo, der mehrere olympische Goldmedaillen gewonnen hat. Auch die gar nicht so einfache Riesenfelge gelang mir großartig, ich weiß allerdings nicht, wer die erfunden hat, Adam Riese wird es nicht gewesen sein, der war ja eher Mathematiker. Dazu hatte ich beim Seitpferd eine erstaunlich gute Figur gemacht. Am Barren dagegen patzte ich beim Rückschwung zum Oberarmstand, eine Übung, die mir als Zehnjährigem wirklich alles abverlangte. Leider misslang mir der einfache Tummelskopp (Purzelbaum) bei der Bodenübung komplett, trotzdem war mein Turnlehrer insgesamt total begeistert, und konnte meine Leistungen kaum glauben. Ich wiegelte ab und meinte, es wäre ja so toll jetzt auch nicht. Aus Scham verriet ich ihm aber nicht, dass ich mir alles nur im Fernsehen bei den Übertragungen der olympischen Turnwettkämpfe 1964 in Tokio abgeschaut hatte. Beim Tennis habe ich das viele, viele Jahre später auch so gemacht.