Heute möchte ich zwei scheinbar widersprüchliche Wahrnehmungen teilen: Die eine verbindet sich mit einer Bemerkung der Schriftstellerin Judith Kuckart, welche kürzlich die Premiere ihres neuen Buches „Die Welt zwischen den Nachrichten“ auf der Insel feierte. Dieses ist zwar als Roman deklariert, stellt jedoch eine überaus dichte Reflexion eigener Lebensgeschichte dar – ein berührendes, autofiktionales Stundenbuch. Auf meine sinngemäße Frage „Warum jetzt dieses Buch?“ antwortete Kuckart, dass sie angesichts der uns täglich umbrandenden Nachrichten kaum noch fiktional schreiben könne oder wolle. Es habe sozusagen an Bedeutung verloren. Diesen – traurigen – Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen, ich erlebe ihn momentan sogar ausgeweitet auf das reine Lesen fiktionaler Texte. Es macht irgendwie keinen Sinn mehr, die andrängende Welt ist zu stark und zu schrecklich. Seit Wochen schon gelingt es mir – auch aufgrund intensiver privater Ereignisse – kaum noch, mich auf größere künstlerische Werke einzulassen. Bestenfalls die Aspekte der Ablenkung oder Berieselung spielen noch eine gewisse Rolle – also das Glotzen im Netz oder die arme Musik. Kunst und Kultur haben im Zusammenhang mit dieser meiner ersten Wahrnehmung nicht an Relevanz verloren, sie erscheinen jedoch wie auf ihre Oberfläche reduziert.
Freies Netzwerk Kultur Wuppertaler-Kultur-Kolumne: Unsere Kulturwelt zwischen den Nachrichten
Wuppertal · Torsten Krug über Wahrnehmungen.
02.10.2024
, 11:55 Uhr