Wer das Klischee bedienen möchte, sagt gerne, dass Journalisten „rasende Reporter“ sind. Tempo 30 auf Hauptstraßen in Wuppertal einzurichten, müsste für die Berichterstattung also das Gegenteil dessen sein, was sich Journalisten, die mit Zeitdruck umgehen müssen, wünschen. Nein, das ist nicht der Fall. Autofahren ist mittlerweile anstrengend geworden. Ein wesentlicher Grund sind täglich und in steigender Anzahl ortsunabhängig zu erlebende Fahrzeug-Führer, die seit einigen Jahren glauben, nur noch ihren eigenen Regeln folgen zu müssen. Die Vorschriften lediglich als Empfehlungen ansehen, die zu berücksichtigen scheinbar Schwäche zeigt. Die lange genug Rücksicht genommen haben und in egozentrischer Weise ihr Fahrzeug als Waffe betrachten, mit der sie an anderen Teilnehmern vorbeischießen können. Aggressivität statt Anstand. Was hilft, ist Entschleunigung. Das beweist die Gesundheitsvorsorge. Diesen Ansatz auch auf die Straße zu verlagern, ist sinnvoll, auch wenn zunächst nur von sieben Straßen die Rede ist und als Argument der Lärmaktionsplan genannt wird. Lärmschutz lässt sich durch vermehrte Elektromobilität viel besser erreichen. Das weiß jeder, der ein solches Auto fährt oder Zeuge wird, wie ein E-Auto an Passanten vorbeirauscht. Wichtiger ist bei diesem Thema die Sicherheit. Und die Erkenntnis, dass die Entdeckung der Langsamkeit durchaus Qualität hat.
Meinung WZ-Kommentar zu „Tempo 30 auf Hauptstraßen“: Mit Sicherheit ein gutes Gefühl
Wuppertal · WZ-Redakteur Martin Gehr sieht die steigende Aggressivität im Straßenverkehr kritisch. Eine Entschleunigung könnte helfen.
07.06.2023
, 13:00 Uhr