Alles ist schiefgelaufen. Nichts hat funktioniert. Das ist die Bilanz des Afghanistan-Einsatzes der Nato unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist die Bilanz aus Sicht von Zarifa Ghafari. Die junge Frau wird in diesen Tagen viel herumgereicht in Europa. Sie ist das Überbleibsel einer Geschichte, die sich im Nachhinein als Märchen, als Satire herausgestellt hat. Ghafari war die Vorzeigefrau in Afghanistan, der lebendige Beweis dafür, dass es logisch und richtig ist, westliche Strukturen und westliche Werte auf Afghanistan zu übertragen. Doch das Ziel hieß in Wahrheit Terrorbekämpfung, Rache für die fürchterlichen Anschläge vom 11. September 2001 auf die USA. Alles andere, der Schulbau, die Krankenhäuser, die Investitionen in die Infrastruktur waren Feigenblätter, bunte Glasperlen ohne Wert. Davon zumindest ist Ghafari überzeugt. Und die Bilder der Flucht westlicher Helfer und deren afghanischen Unterstützer scheinen ihr recht zu geben. „Drei Ministerinnen im Kabinett, aber die Hälfte der Afghanen ist weiblich“, sagt sie. Auch Ghafari selbst war offenbar nur Show. Ihre Wahl zur Bürgermeisterin einer Kleinstadt vor den Toren Kabuls hat die Welt aufhorchen lassen. Doch ihr Amt trat sie nie richtig an. Das Patriarchat hinderte sie, und als die Taliban zurückkamen, ergriff auch die 29 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftlerin die Flucht. Sie lebt heute in Hilden. Dort hat sie Verwandtschaft. Aber bleiben will sie nicht.
Die Zeugin des Versagens Zarifa Ghafari war Bürgermeisterin – dann musste sie vor den Taliban fliehen
Wuppertal · Zarifa Ghafari war in ihrer Heimat Bürgermeisterin. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan floh sie nach Deutschland.
19.09.2021
, 20:25 Uhr