13-Jähriger ist mutmaßlicher Brandstifter von Hamburg-Altona
Hamburg (dpa) - Der Tod einer Flüchtlingsfamilie hat in Hamburg Entsetzen und Erschütterung ausgelöst. Nun scheint der Fall geklärt: Ein 13-Jähriger, erst seit kurzem Mitglied der Jugendfeuerwehr, wurde als mutmaßlicher Brandstifter ermittelt.
Ein 13-Jähriger soll für den Brand mit drei Toten in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Altona verantwortlich sein. Der Junge sei Mitglied der Jugendfeuerwehr Hamburg und habe die Tat eingeräumt, teilten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Hamburg am Samstag mit. Das strafunmündige Kind werde zunächst in einer Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht. „Hinweise auf eine politisch motivierte Tat liegen nicht vor“, hieß es in der Erklärung.
Konkretere Angaben zu dem Jungen wollte Oberstaatsanwältin Nana Frombach aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht machen.
Damit ging die Fahndung nach dem mutmaßlichen Brandstifter relativ schnell zu Ende. Nach Angaben von Polizeisprecherin Ulrike Sweden brachte eine Anwohnerin die Ermittler auf die Spur des 13-Jährigen. Die Zeugin habe beobachtet, wie ein Junge in einer Jacke der Jugendfeuerwehr vom Brandort in Richtung Alsenplatz lief und in einen Bus stieg.
Die Polizei habe den Jungen so auf Bildern der Videoüberwachung im Bus identifizieren können, sagte Sweden. Die „Bild“-Zeitung berichtete, der Junge sei in einen Bus gestiegen und habe „aufgeregt und wirr“ gesagt: „Ich bin von der Feuerwehr und muss ganz dringend zu einem Einsatz. Es geht um Menschenleben.“
Sweden betonte: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Zweifel daran, dass der Tatverdächtige für die Tat verantwortlich ist.“ Bei dem Brand in einem Mehrfamilienhaus waren am Mittwochabend eine 33-jährige Pakistanerin und ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Söhne ums Leben gekommen. 27 Bewohner wurden laut Polizei verletzt. Die Ermittler waren frühzeitig von Brandstiftung ausgegangen.
Die Hamburger Feuerwehr vernahm fassungslos, dass ein Angehöriger ihrer Jugendfeuerwehr für den Brand verantwortlich sein soll. Die Bestürzung sei umso größer, da es sich um einen der folgenschwersten Brände der vergangenen Jahre in der Hansestadt gehandelt habe, teilte die Feuerwehr mit. Man werde diesen Vorfall analysieren und aufarbeiten, um gezielte Rückschlüsse für die Jugendarbeit - aktuell sind demnach mehr als 900 Jungen und Mädchen in den 53 Jugendfeuerwehren der Feuerwehr Hamburg aktiv - zu erlangen.
Auch Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) zeigte sich bestürzt und traurig. „Dass offenbar ein 13-Jähriger, der sich gerade einer Jugendfeuerwehr angeschlossen hatte, den Brand verursacht hat, hat mich mehr als erschrocken und wütend gemacht“, erklärte er. Zugleich betonte Neumann, dass die schreckliche Tat eines Einzelnen nicht die Leistungen der Jugendfeuerwehren in Misskredit bringen dürfe.
Drei Tage nach dem Brand gedachten in Hamburg 650 Menschen bei einem Trauermarsch der Toten. Manche Teilnehmer hielten weiße Luftballons in den Händen. Vor dem Brandort legte ein Kind ein weißes Plakat ab mit der Aufschrift: „Gute Reise in den Himmel. Wir vermissen euch“ - darauf abgebildet eine Eisenbahn gen Himmel mit drei Waggons.
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte erklärt, ihm sei wichtig, dass die Stadt und ihre Behörden nun insbesondere dem Mann, der seine Frau und zwei Söhne verloren hat, hilfreich zur Seite stehen.
Die Ermittler hatten in den vergangenen Tagen mit Hochdruck daran gearbeitet, die Hintergründe des tödlichen Feuers zu klären. Ein Kinderwagen im Eingang des Mehrfamilienhauses war nach bisherigen Erkenntnissen angezündet worden. Das Feuer sprang dann wohl auf einen Stromverteilerkasten über. Die Ermittlungen zur Brandursache und zu dem gesamten Ablauf dauerten noch an, sagte Frombach am Samstag.
Die Familie aus Pakistan lebte seit 2002 in Hamburg, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebs „Fördern & Wohnen“. Die Eltern und die beiden Kinder hätten eine Duldung gehabt. Der Vater war während des Brandes nicht zu Hause, er war erst bei den Löscharbeiten zurückgekehrt.