17-Jähriger nimmt in Frankreich Kinder als Geiseln
Besançon (dpa) - Mit zwei Säbeln bewaffnet hat ein 17-Jähriger in Frankreich knapp 20 Kinder als Geiseln genommen. Erst nach rund vier Stunden konnte das Drama in einem Kindergarten im ostfranzösischen Besançon beendet werden.
Spezialkräfte überwältigten den Jugendlichen mit einem Elektroschockgerät.
Sie nutzten aus, dass der 17-Jährige seine verbliebenen Geiseln - fünf Kinder und eine Erzieherin - zum Essen in einen anderen Raum gehen ließ. Der Jugendliche soll nach Behördenangaben psychisch krank sein, seine Motive waren zunächst unklar.
Der 17-Jährige war am Morgen in den Kindergarten Charles Fourier gestürmt und hatte dann die Polizei informiert. Nach telefonischen Verhandlungen ließ er die meisten der mehr als 20 Kinder und Betreuerinnen in seiner Gewalt nach und nach frei. Gegen Mittag waren nur noch fünf Kinder und eine Erzieherin seine Geiseln. Dann schlug die Spezialeinheit zu. Der 17-Jährige wurde festgenommen und durch einen Hintereingang abgeführt. Beamte trugen die in Decken gewickelten Kinder zu ihren Eltern ins Freie.
Die Behörden deuteten an, dass der unter Depressionen leidende Täter sich in erster Linie selbst töten wollte. „Bei dem jungen Mann handelt es sich um einen 17-Jährigen aus dem Viertel, der psychologische Probleme und Suizidabsichten hatte. Die Kindergärtnerin hat mir aber erklärt, er habe zu keinem Zeitpunkt die Kinder direkt bedroht“, erklärte Bildungsminister Luc Chatel, der extra in die Stadt gereist war, dem Fernsehsender BFM. Präsident Nicolas Sarkozy äußerte sich erleichtert über das Ende der Geiselnahme.
Bürgermeister Jean-Louis Fousseret lobte die Erzieherin: „Ihr Verhalten war beispielhaft - sie hat ruhig die Situation unter ihre Kontrolle gebracht“, erklärte er vor laufender Kamera. Sie habe versucht, die Kinder abzulenken, damit ihnen die Gefahr nicht bewusst wird. Auch Bildungsminister Chatel würdigte die besonnene Reaktion der Erzieherin.
Im Umfeld des Kindergartens spielten sich dramatische Szenen ab. Tränen flossen, Eltern umarmten freigelassene Kinder. „Den Kindern geht es den Umständen entsprechend gut, sie wissen noch nicht, was vor sich ging“, sagte Jean-Pierre Magda, ein Mitarbeiter des Bürgermeisters. Die Behörden kündigten an, den Eltern und den Kindern psychologische Betreuung anzubieten.
Die Bilder aus Besançon weckten Erinnerungen an eine Geiselnahme in einem Kindergarten 1993 im Pariser Vorort Neuilly. Vermittler war der damalige Bürgermeister und heutige Präsident Nicolas Sarkozy. Ein maskierter Bewaffneter hatte 21 Kinder als Geiseln genommen und Lösegeld gefordert. Er wurde von Scharfschützen erschossen.