18-Jähriger narrt die Polizei

Er stiehlt Flugzeuge, Jachten, Autos und bricht in Häuser ein, aber Colton Harris-Moore ist nicht zu fassen.

Island County. Er sieht freundlich aus - und unschuldig. Ein richtiges Bubi-Gesicht mit grün-braunen Augen, strubbeligen dunklen Haaren und Grübchen. Doch Colton "Colt" Harris-Moore (18) raubt Sheriff Kelly Mauck im US-Bundesstaat Washington den Schlaf. Denn in dem Staat an der Grenze zu Kanada klaut er gerne schicke Jachten, Sportwagen und sogar Flugzeuge.

Der 18-jährige Meisterdieb wird beschuldigt, in mindestens fünf Bezirken des Staates Washington über 50 Diebstähle begangen zu haben. Das alles erinnert stark an den Film "Catch Me If You Can" mit Leonardo DiCaprio der sich als Pilot ausgibt, ohne einer zu sein. Denn auch der 18-Jährige hat niemals fliegen gelernt.

Doch anders als im Film sehen seine Landungen auch dementsprechend aus: Sie sind mit zahlreichen Schäden verbunden. Doch er soll alle Bruchlandungen unverletzt überstanden haben. Die letzte gestohlene Maschine - eine Cessna 182 - hatte einen Wert von 340.000 Euro.

Der 18-Jährige gilt schon lange als Einzelgänger. Er wächst bei seiner Mutter in einem maroden Anhänger auf. Als er zwölf ist, wird Colton wegen eines Diebstahls zum ersten Mal festgenommen. Bis zu seinem 15. Geburtstag holt die Polizei ihn knapp zehn Mal zu Hause ab.

Von der schiefen Bahn kommt er nicht mehr herunter. Er bricht die Highschool ab, steigt in leerstehende Ferienhäuser ein oder versteckt sich in Wäldern. Einmal schnappen ihn die Beamten, als er es sich nach einem Einbruch gerade auf einem Sofa gemütlich gemacht und Pizza bestellt hatte.

Nach Verbüßung seiner Strafe zieht Colton Harris-Moore zunächst wieder bei seiner Mutter ein. Doch seit er im Juli 2008 von zu Hause verschwindet, wird er zu einem der meistgesuchten Diebe in den USA. Bei seinen Coups wird er im Laufe der Zeit immer dreister.

Er bricht mittlerweile auch in Wohnhäuser ein, kopiert die Kreditkartennummern seiner Opfer und bestellt sich damit Waren an den Ort des Verbrechens. Das Problem des Sheriffs: Wenn er einen Tipp bekommt, wo der 18-Jährige steckt, geht zunächst der Lauf durch die Instanzen los. Bis Durchsuchungsbeschlüsse da sind, ist Colton Harris-Moore weg.

"Ich kratze mich am Kopf und frage mich, warum wir dieses Kind nicht schnappen können", sagt Sheriff Mauck. "Er ist unglaublich gut darin, sich uns zu entziehen." Für ihn sei Morton-Harris aber kein Meisterdieb, sondern ein "lausiger Verbrecher". Schließlich hinterlasse der junge Ganove an den Tatorten immer unzählige Spuren.

In Island County wird der 18-Jährige, der die Polizei seit Monaten an der Nase herumführt, wie eine Kultfigur. Zu fassen bekommt die Polizei Colton jedoch nicht. Dabei waren sie ihm einmal dicht auf den Fersen, als er ein Mercedes-Coupé entwendet hatte.

Doch nach einer wilden Verfolgungsjagd finden die Beamten das Auto abgestellt am Straßenrand. Auf dem Fahrersitz liegt eine Digitalkamera mit einem Foto von Harris-Moore: Er grinst in die Kamera - und trägt ein T-Shirt des Mannes, dem er das Auto gestohlen hat.

Seine Mutter glaubt nicht, dass er Flugzeuge stehlen könnte. "Wird etwas geklaut, schieben sie es ihm in die Schuhe", sagt Pam Kohler dem "Everett Herald". "Selbst der cleverste Mensch der Welt braucht Training, um ein Flugzeug zu fliegen."