50 Jahre Promi-Party im Pony auf Sylt

Kampen (dpa) - Tisch eins an der Fensterbank - das war der Stammplatz von Playboy Gunter Sachs im legendären Pony Club in Kampen, dem wohl nobelsten aller Orte auf Sylt. Eine „Landebahn für Erosbummler“ soll Sachs (1932-2011) die Diskothek einmal genannt haben.

Sie liegt in einem gemütlichen Backsteinbau mit Reetdach, unweit der Dünen. Ein halbes Jahrhundert alt ist die Sylter Institution inzwischen - genauso alt wie Besitzer Oskar Schnitzer. Als er 1993 beim Pony einstieg, hatte Schnitzer Bedenken: „Zu spießig“, dachte er. Zwei Jahre später übernahm er das Pony dennoch, nicht ohne ihm eine eigene Handschrift zu verpassen: „Ich war ein bisschen verrückter, habe drinnen was verändert.“ Im Club ist Platz für 150 Feiernde. Er zeigt sich heute in warmen Rottönen mit zig Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden.

Das Pony zählt zu den drei größten Nachtclubs auf Sylt. „Er ist mit der bekannteste und berühmteste Club und hatte auch ganz wilde Zeiten“, sagt Jutta Vielberg vom Sylter Marketing. „Sehr wichtig“ sei das Pony für den Status von Sylt als Promi-Insel, findet auch Bürgermeisterin Steffi Böhm. Ohne Pony sei die „Whiskeystraße“ zum Strand von Kampen nicht vorstellbar. „Die Leute gehen generationenübergreifend hin, Vater und Sohn.“

An diesem Wochenende wird das Pony wieder einmal zum Tummelplatz der Reichen und Schönen: bei der Privatparty „Sylt meets Ibiza“, einem der gesellschaftlichen Höhepunkte des Sommers auf der Nordseeinsel.

„Aber natürlich“ lebe der Laden davon, dass bekannte Gesichter zu sehen seien, weiß Schnitzer selbst. „Rummenigge, Netzer und Boris Becker sind hier zu Hause, mit denen bin ich altgeworden.“ Die Bismarcks waren da, Axel Springer, Udo Lindenberg, Harald Juhnke und Werner Höfer. Heute kommt auch Cosma Shiva Hagen (30). „Die war zu unserer 50-Jahre-Feier zum ersten Mal auf Sylt“, erinnert sich Schnitzer an die Party Ende Juni. Johannes B. Kerner, Wolfgang Joop, Vicky Leandros, Jan Fedder und Michael Stich sind Pony-Promis. Man habe schon ein bestimmtes Klientel, meint Schnitzer.

An der Außenbar pflege man im Normalbetrieb aber ein anderes Preisniveau. 4,50 Euro kostet dort ein Glas Bier, drinnen 6 Euro. Mit den niedrigeren Preisen unter dem Terrassendach will das Pony junge Leute anziehen, deren Geldbörse etwas schmaler ist - die aber später mit größerem Budget wiederkommen sollen. „Das ist ein Partytempel, da kommt einer mit 60 Jahren und einer mit 16“, sagt Schnitzer. Dennoch haben sich die Zeiten geändert. Es kommen weniger Cliquen, „und das Geld sitzt nicht mehr so locker wie früher“.

Zudem hatte Schnitzer Ärger mit den Nachbarn, denen das Partyvolk zu laut war. Vor Investitionen in den Lärmschutz hatte er sich immer gedrückt, gibt Schnitzer zu. Im vergangenen Jahr, zwei Tage vor Weihnachten, machten die Behörden das Pony zeitweise dicht. Vielleicht habe man auch übertrieben, „bis morgens um zehn Gas gegeben“.

Schnitzer hat nachgerüstet, eine Freiluftlounge geschlossen. Aufgegeben hätte er so kurz vor dem 50. Jubiläum aber auf keinen Fall. „Gunter Sachs hätte sich im Grabe umgedreht, wenn die Feier nicht stattgefunden hätte.“