550 Tote in Bangladesch - Aktionsplan für Fabrik-Sicherheit

Dhaka (dpa) - Die Zahl der Toten nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch ist auf 550 gestiegen. Seit der Nacht seien weitere 25 Opfer geborgen worden, teilten die Behörden am Samstag mit.

50 Menschen würden noch vermisst.

Regierung, Fabrikanten, Arbeitnehmer und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) vereinbarten am Samstag einen Aktionsplan für mehr Sicherheit in der Textilindustrie, die fast 80 Prozent zu den Exporteinnahmen des südasiatischen Landes beisteuert.

Das einst achtstöckige Rana-Plaza-Gebäude mit Textilfabriken im Industriegebiet Savar in der Nähe von Dhaka war am 24. April zusammengestürzt. Mehr als 2400 Menschen wurden bei der Katastrophe verletzt, die als das schlimmste Fabrikunglück in der Geschichte Bangladeschs gilt.

Einer der Retter sagte, dass die meisten der am Samstag geborgenen Leichname nicht mehr identifizierbar seien, die meisten der Getöteten seien weiblich. Brigadegeneral Siddiqul Alam Sikder bezifferte am Samstag die Zahl der Vermissten auf 50, zuvor war von 149 die Rede gewesen.

Ein Regierungsvertreter kündigte am Samstag einen „kurz- und mittelfristigen“ Plan zur Verbesserung der Fabriksicherheit an. Er sieht unter anderem vor, binnen sechs Monaten 200 Inspektoren einzustellen, die Struktur aller Gebäude zu untersuchen, gefährdete Fabriken bis Ende 2013 zu verlagern, Sicherheitstrainings-Programme für die Arbeiter einzuführen und ihnen das Recht zu gewähren, sich in den Fabriken zu organisieren. Dazu soll auch die Arbeitsgesetzgebung geändert werden. Die Verantwortlichen für die Unfälle in Bangladesch sollen binnen sechs Monaten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Vereinigung der Textilfabrikanten hatte am Freitag ihre fast 3500 Mitglieder aufgefordert, bis zum 30. Mai Sicherheitspläne für ihre Gebäude vorzulegen. Dahinter steht die Furcht, dass sich internationale Händler aus Bangladesch zurückziehen könnten, wenn die Sicherheitslage nicht verbessert wird.

Die Polizei hat schon die Eigentümer des Rana-Plaza-Gebäudes festgenommen sowie die Besitzer mehrerer der Fabriken, die dort untergebracht waren. Das Rana Plaza war schon einmal evakuiert worden, nachdem größere Risse im Gebäude entdeckt worden waren. Berichten zufolge zwangen die Fabrikanten aber am Unglückstag ihre Beschäftigten zurück an ihre Arbeitsplätze.