Ackermann wird 65: Manager mit Siegerlächeln
Kaum ein Banker war so erfolgreich und gleichzeitig so umstritten wie Josef „Joe“ Ackermann. Am Donnerstag wird er 65.
Frankfurt. Er sagt immer noch gern das, was er denkt. Ob im Schweizer Fernsehen, im deutschen Radio oder im Herzen der Bankenmetropole Frankfurt: Josef „Joe“ Ackermann ist präsent. Inzwischen habe er sogar einen neuen Spitznamen, schrieb im Dezember die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“: „Talk Joe“.
Am Donnerstag feiert der Schweizer seinen 65. Geburtstag — im kleinen Rahmen: Am Mittag geht er mit seinen Mitarbeitern beim Finanz- und Versicherungskonzern Zurich essen, am Abend wird mit Familie und einigen Freunden gefeiert.
Öffentlich scheut der Ex-Chef der Deutschen Bank auch vor einer Rüge für seinen Nachfolger Anshu Jain nicht zurück — wohlwissend, dass die Worte des einstigen Sprachrohrs der Finanzbranche Gewicht haben.
„Ich finde nach wie vor, das ist Aufgabe eines Chefs, sich dieser Verantwortung zu stellen“, schreibt Ackermann Jain im November 2012 ins Stammbuch, weil dieser sich dem Finanzausschuss zum Thema Zinsmanipulationen (Libor) nicht persönlich stellt. „Ich finde, dass der Chef hier auf die Bühne gehört.“
Dass die Altlast Libor eine aus der Ära Ackermann ist, umschifft der Schweizer: „Anders als manche offenbar glauben, ist ein Vorstandsvorsitzender nicht allwissend. In einer so großen und arbeitsteiligen Organisation wie der Deutschen Bank muss er sich immer auch darauf verlassen, dass die zuständigen Mitarbeiter ihren Bereich im Griff haben.“ Libor fiel in den Zuständigkeitsbereich des obersten Investmentbankers Jain.
Mit Sprüchen wie diesem erfüllt Ackermann seine eigene Prophezeiung: „So schnell werden Sie uns nicht los“, versprach der Schweizer bei einem privaten Abschied an der Seite seiner finnischen Frau Pirkko in Frankfurt im Mai 2012.
Über die Jain-Schelte jedoch schüttelte mancher den Kopf: Sie schädige Ackermann selbst. Schließlich kann sich seine Bilanz sehen lassen: Einst oberster Investmentbanker des Dax-Konzerns stärkte er mit Milliarden das Privatkundengeschäft und sorgte so für mehr Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt. Unabhängig blieb die Bank auch in der jüngsten Krise („Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden.“).
Die Kehrseite: Unvergessen sein scheinbar arrogantes Siegeszeichen beim Mannesmann-Prozess 2004, umstritten sein 25-Prozent-Renditeziel aus dem Jahr 2005, unangemessen aus Sicht vieler sein Millionengehalt.
Geboren am 7. Februar 1948 in Mels im sagenumwobenen „Heidiland“, zeigte sich Ackermann öffentlich betont bescheiden: „Keine Yacht, keine Flugzeuge. Das bin nicht ich. Ich würde mich vor mir selbst schämen.“ Sein Vater Karl, Arzt und einer der ersten Börsenfans in der Provinz, konnte Sohn Josef für sein Hobby begeistern: Nach Gymnasium und Militärdienst studierte dieser ab 1968 in St. Gallen Wirtschaftswissenschaft.
Ab 1977 arbeitete er für die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) in New York, Lausanne und London. 1993 wurde er SKA-Präsident. Drei Jahre später kam Ackermann zur Deutschen Bank, wurde dort schnell zum obersten Investmentbanker und übernahm im Mai 2002 als erster Ausländer den Chefposten.
Seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen als Aufsichtsratschef der Bank kontrollieren wollte er nicht. Stattdessen kehrte der Vater einer erwachsenen Tochter beruflich zurück in seine Heimat: Als Verwaltungsratsvorsitzender der Zurich.